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Der Weg zum Bahnhof in Friedland — die ersten Begegnungen mit Menschen im kleinen Wartesaal — die Eisenbahnfahrt durch ein Heimatland, das einem nur blühend erscheint — der Aufenthalt auf dem betriebsamen Bahnhof in Kassel — bis hin zum Eintreffen in Warburg, wo auf dem Bahnsteig meine Mutter und meine jüngste Schwester mich erwarten — alles dies gehört für mich zu dem unbeschreiblichen Erlebnis am Beginn eines neuen Lebensabschnittes, der aber niemals die vergangenen Jahre einer verlorenen Generation vergessen lassen kann. 223 Stalingrad — 42 Jahre später — Wolgograd 1985 Es war am Abend des 30. Januar 1943, als ich in Stalingrad-Mitte in unmittelbarer Nähe zum Roten Platz den Restkessel der 6. Armee über das Steilufer der Wolga hinab auf den damals zugefrorenen Fluß verlassen hatte. Jetzt, 42 Jahre später, am Morgen des 22. August 1985, kehre ich fast an der gleichen Stelle wieder über das Ufer der Wolga in diese Stadt zurück, die inzwischen Wolgograd genannt wird. Dieses Mal von einem Schiff aus, das uns von Rostow den Don aufwärts bis südlich von Kalatsch und dann durch den nach dem Krieg, auch von deutschen Kriegsgefangenen, gebauten Wolga-Don-Kanal nach Wolgograd gebracht hat. Dieses Wiedersehen mit der inzwischen längst wieder aufgebauten Schicksalsstadt an der Wolga wird von zahllosen Erinnerungen begleitet — wie könnte es wohl auch anders sein. Auf dem Roten Platz, heute »Platz der gefallenen Krieger«, steht natürlich nicht mehr jener Flak-Scheinwerfer, der das letzte Lebenszeichen einer untergehenden Armee in den nächtlichen Sternenhimmel gewesen war. Dort steht wieder ein Obelisk mit einer Gedenkstätte für alle sowjetischen Kämpfer seit der Oktoberrevolution. Davor Ehrenposten der Jungen Pioniere, wie sie in vielen Städten an Gedenkstätten für die Rote Armee anzutreffen sind. Das Kaufhaus am Roten Platz, in dessen Keller der letzte Gefechtsstand der 6. Armee gewesen ist, weist eine kleine Tafel auf, die an die Kapitulation des deutschen Oberbefehlshabers am 31. Januar 1943 erinnert. Etwas weiter nördlich am Hochufer der Wolga steht als einzige Ruine aus jenen Tagen noch die »Rote Mühle«, wie ich sie von den Einsätzen in Stalingrad-Mitte Ende Januar 1943 her kenne. Auf der Höhe 102 — dem einst heiß umkämpften Mamai-Hügel — ist eine riesige Gedenkstätte errichtet worden, die von einer etwa 80 Meter hohen Frauengestalt mit einem erhobenen Schwert weit sichtbar überragt wird, genannt die »Mutter Heimat«. Den Mittelpunkt dieser monströsen Anlage bildet die Ruhmeshalle für die Helden von Stalingrad, in der ununterbrochen die Träumerei von Schumann vom Band läuft. Doch vergeblich sucht man nach Kriegsgräbern oder einer Stelle zur Erinnerung an deutsche Soldaten, die hier in Stalingrad gekämpft und ihr Leben verloren haben. So legen wir unsere Blumen zum Gedenken an unsere Kameraden zu Füßen eines Monuments nieder, das eine trauernde Mutter mit ihrem gefallenen Sohn darstellt und keine Inschrift trägt. öSuidöi Gorki VVo/OG Hinflug: Fmnkfiirt/Main - Moskau ■ Rostow/Don Schiffsreise: Rostow/Don - Kalatsch - Don - Wolga - Kanal - Wolgograd (Stalingrad) Saratow - Wolsk - Sysran - Kuibyschew - Togliatti - Uljanowsk - Kasan Rückflug: Kasan - Moskau — Frankfurt/Main. Gegenüber 1942/43 ist der Don jetzt ab Zimljansk auf etwa 300 Kilometer angestaut — »Zimljansker Stausee« —. Dieser Stausee reicht den Don aufwärts über Kalatsch nach Norden bis in den kleinen Donbogen. Nach Osten bildet er bei Kalatsch den Beginn des Wolga-Don-Kanals, der mit 13 Schleusen die Höhendifferenz von 40 Metern vom Don »hinab« zur Wolga ausgleicht. Ebenso ist die Wolga — angefangen unmittelbar nördlich von Wolgograd — durch die beiden ausgedehnten Stauseen »Wolgograder Stausee« und »Kuibyschewer Stausee« bis über Kasan hinaus mit den entsprechenden Staustufen und Schleusenanlagen gegenüber früher auf etwa 1.500 Kilometer völlig verändert worden. 225 Auf der Fahrt vom Don zur Wolga waren wir unmittelbar am Dorf Marinowka vorbeigekommen, jenem Ort, der damals im November 1942 bis Januar 1943 die Südwestecke des Kessels Stalingrad bildete. Von dort konnte ich jetzt das nördlich davon befindliche Gebiet übersehen, wo wir im Raum von Illarionowskij und Dimi-trijewka wochenlang die Westfront des Kessels gehalten haben. Kurz davor erinnert am Ufer des Kanals ein Denkmal an die Stelle, wo russische Truppen am 23. November 1942 den Ring um die 6. Armee schließen konnten. Am Abend des 22. August 1985 verlassen wir Stalingrad und fahren mit dem Schiff auf der Wolga die gleiche Strecke, die ich mit meinen drei Kameraden nach dem Ausbruch aus dem Restkessel Stalingrad-Mitte in der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1943 auf dem Eis der Wolga nach Norden gezogen bin, um so vielleicht doch noch de [*] Ruehle.txt ~~ 68 places se Kriege zwischen Russen und Tataren? Wahrscheinlich seitens der Russen als gerechten Verteidigungskrieg. Aber die Landeseroberung, war sie auch ein gerechter Akt?“ „Es stimmt, Iwan der Vierte war damals russischer Zar. Und die Russen führten einwandfrei einen Verteidigungskrieg gegen die Tataren. Also einen gerechten Krieg. Die Auflösung des Chanats, der politische und territoriale Anschluß an Rußland, setzte dem hundert Jahre währenden Kampf gegen die tatarische Aggression ein Ende. Objektiv geschichtlich gesehen, bedeuteten diese Ereignisse für das tatarische Volk einen Fortschritt.“ 358 Drittes Kapitel. Begegnung mit der Wahrheit Kasan, Fahrdamm an der Wolf>a mit Blick auf Kreml und Altstadt, «m 17.05.1946. Links zwei sowjetische Bewacher „Und worin zeigte sich dieser Fortschritt?“ „Das zum Teil zerstörte Kasan erwuchs rasch wieder“, erwiderte der Politinstrukteur. „Handwerk und Handel blühten auf. Neue, befestigte Städte entstanden, unter anderem Tscheboksary*0, das wir morgen passieren. Vergessen wir nicht die 1804 gegründete Universität von Kasan, die sich in der Orientalistik europäischen Ruf erwarb.“ „Aber spielten sich nicht auch die Bauernkriege unter Führung Bolotnikows*4 und Stepan Rasins85 im mittleren Wolgagebiet ab? 10 Tscheboksary ist die Hauptstadt der Autonomen Republik der Tschuwaschen an der mittl. Wolga. I8O.IXX) E. K4 Iwan Issajewitsch Bolotnikow (1608 bei Tula geblendet und ertränkt) war ein aus der Leibeigenschaft geflohener Kosak, der im Kampf mit den Tataren in Getangenschaft geriet. Als Galeerensklave in die Türkei verkauft, gelang ihm die Flucht nach Venedig. Zur Unterstützung des vom Volk als Erlöser begrüßten Zarewitsch Dimitrij kehrte er über Deutschland und Polen nach Russland zurück und sammelte in der ukrain. Stadt Putivl 1606 sein erstes Kosakenregiment zur Befreiung des Zarewitsch; in der Folge wuchs seine Armee aus entflohenen Leibeigenen, Bauern und Kosaken sehr rasch, aber auch Bojaren und Fürsten schlossen sich seinem Aufstand an. Auf der Höhe seiner Macht kontrollierte Bolotnikow über 70 Städte im Süden Russlands und belagerte von Oktober bis Dezember 1606 Moskau, musste 359 Genesung in Jelabuga Das war doch nach der Tatarenzeit, im siebzehnten Jahrhundert. Man muß annehmen, daß es den Bauern nicht besser ging als zuvor.“ „In der Tat“, bestätigte Wagner, „die russischen Feudalherren gingen mit den tatarischen Bauern schlecht um. Sie nahmen einen Teil des Bodens für sich. Bäuerliche Dienste und Abgaben schnellten in die Höhe. Die Tataren antworteten auf die verschärfte Leibeigenschaft durch Beteiligung an den Bauernaufständen, die Sie genannt haben.“ „Also brachte der Zarismus den Tataren nicht die Freiheit, sondern wiederum Ausbeutung“, warf einer ein. „Richtig. Doch historisch gesehen nahmen die führenden städtischen Gebiete einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Unter Peter dem Ersten entstanden dann Fabriken, Werften, Manufakturbetriebe, einzelne mit mehr als tausend leibeigenen Arbeitern. Der Klassenkampf der Unterdrückten gegen die Unterdrücker nahm häufig schärfste Formen an, wie von 1773 bis 1775 im Bauernkrieg unter Führung Pugatschows86, an dem sich die Tataren ebenfalls beteiligten.“ „Und welche Entwicklung nahm die Tatarische Autonome Sozialistische Republik nach 1917?“ fragte ich weiter. „Einen Moment, das kann ich Ihnen gleich genauer erklären.“ Der Politinstrukteur schlug ein blaues, in russischer Sprache gedrucktes Buch auf, das er bisher unter den Arm geklemmt hatte. Nach einigem Blättern sagte er: „Hier haben wir’s! Tatarische ASSR. Im Zuge der sich aber nach Kaluga zuriiekziehen, wurde 1607 besiegt und geriet bei Tula in Gefangenschaft. Stepan (Stenka) Timofejewitsch Rasin (geb. 1630, hingerichtel am 6.6./16.6. 1671 auf dem Roten Platz in Moskau). Ataman der Don-Kosaken. Er führte als Pirat Angriffe über das Kaspische Meer gegen Derbent. Yaitsik und Baku, danach sammelte er eine Rebellen-Armee, mit der er Zarizyn und Astrachan eroberte und erst vor Moskau besiegt wurde. Mit ihm wurde seine gesamte Eamilie hingerichtet. K6 Jemeljan Iwanowitsch Pugatschow (geb. um 1742 in Simoweiskaja am Don. hingerichtet am 10./21.1.1775 auf dem Roten Platz in Moskau) nahm als Soldat der zarist. Armee am Siebenjährigen Krieg (1756-63) und am russ.-türk. Krieg (1768-74) teil. Im August 1773 behauptete er, er wäre der verstorbene Zar Peter 111. und hätte durch ein Wunder den Mordversuch seiner untreuen Frau Katharina II. überlebt; durch ein am 17.9. veröffentlichtes Manifest erklärte er den Beginn des Bauernaufstandes. Die Aufständischen, altgläubige Kosaken, Baschkirische Truppen, weitere Völker der Wolgaregion sowie Bauern und Arbeiter aus dem Ural besetzten weite Gebiete zwischen Wolga und Ural. Unter Fürst Suworow wurden sie schließlich bei Kasan geschlagen, Pugatschow wurde gefangengenommen und nach Moskau gebracht. 360 Drittes Kapitel. Begegnung mit der Wahrheit sozialistischen Industrialisierung erhöhte sich die Bruttoproduktion bis Kriegsausbruch i [*] Wahl.txt ~~ 68 places en und Holzknöpfe schnitzten und im eisigen Winter sich mit Schnee wuschen, wenn die Wasserleitung eingefroren war; die wie andere unter der drückenden Sorge eines jeden Tages lebten und trotzdem die Zeit und Kraft fanden, hier dem Arbeitskame 402 raden oder dort dem Pritschennachbarn zu helfen; die, auch wenn sie es nicht aussprachen, darin ihre Aufgabe sahen, sich selbst treu zu bleiben; die es zufrieden wären, wenn der Sinn ihres Leidensweges und des stillen Sterbens Hunderttausender nur darin bestünde, uns alle aufzurufen, daß solches sich nicht wiederholen dürfe.“ Reinhold Busch, 2001 Verzeichnis ausgewählter Literatur Böhme, Kurt W.: Die deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischer Hand. Eine Bilanz. München 1966 (In: Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des 2. Weltkriegs, Band III. Hrsg. 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Seit 1980 in eigener Facharztpraxis in Hagen tätig. 19X8-1994 Studium Philosophie und Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Während dieser Zeit zwei Jahre Mitglied des Ausländerbeirats der Stadt Hagen. Im Winter 1990/91 erste Reise nach Smolensk/Rußland, 1992-1997 Vostandsmitglied, davon 4 Jahre Vorsitzender, des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaft Hagen-Smolensk. Im November 2000 Ehrenbrief der Stadt Smolensk für diese Tätigkeit. 406 Verzeichnis der Bilder Cover-Foto: Privatarchiv des Autors; Dr. Kuno Eugen Wahl im Kriegslazarett Marina Gorka. 1944 Privatarchiv des Autors; Titelblatt der im Selbstverlag erschienenen zweiten Auflage..........................................................7 Privatarchiv des Autors; Widmung der im Selbstverlag erschienenen zweiten Auflage......................................................... Archiv des Herausgebers; Foto: Oberschwester Paula Sonntag. Stuttgart; Kriegslazarett 2/551 in Smolensk. 1941-1943...............20 Privatarchiv des Autors; Dr. Wahl bei der Versorgung eines Hirn verletzten...................................................... Archiv des Herausgebers; Foto: Johannes Kersken, Dinslaken, Das Soldatenkino von Smolensk.............................................. Archiv des Herausgebers; Foto: Sanitätsfeldvvebel Willi Oethinger. Backnang; Friedhof'des Kriegslazaretts 2/55 I in Smolensk.............. Privatarchiv [*] Berthold.txt ~~ 66 places egetativer Störungen mit sich brachte. Der letzte große Schock, der die Kriegsgefangenen traf, war die Heimkehr und die Aufgabe der Wiedereingliederung in Familie, Berufsleben und Gesellschaft. Sicherlich war es für die meisten ein freudiger Schock. Für manchen Heimkehrer stand neben der Freude aber auch die Bitterkeit, hervorgerufen durch den Tod geliebter Menschen, Zerstörung der Ehe, Verlust der Heimat und Antreffen gänzlich veränderter Verhältnisse. Auch diese seelischen Beeinträchtigungen gehören zu den Schäden der Kriegsgefangenschaft, da sie ohne die vorhergehende jahrelange Abwesenheit nicht eingetreten wären. Sie verursachten zumindest eine Verlangsamung im Abebben der seelisch-körperlichen Folgen der Gefangenschaft. Überschauen wir so die mannigfachen psychischen Beeinträchtigungen, denen die Kriegsgefangenen auf Jahre hinaus ausgesetzt waren, so dürfte es selbstverständlich sein, daß sie nicht ohne bleibende oder langanhaltende Folgen vorübergehen konnten. Sicherlich spielt die Anlage eines Menschen bei der Verarbeitung eines seelischen Dauerstresses eine bedeutende Rolle. Aber nur ein gemütskalter Psychopath könnte von all diesen Erlebnissen unbeeindruckt bleiben. Der charakterlich Normalgeartete dürfte wohl für sein ganzes ferneres Leben irgendwie daran zu tragen haben. Mit Schärfe muß daher die Auffassung einiger Ärzte zurückgewiesen werden, daß es sich bei den seelischen Folgen der Kriegsgefangenschaft lediglich um neurotische Fehlverarbeitung von Gefangenschaftserlebnissen handle, die nicht dem Zwang von Ursache und Wirkung folgen, sondern bestimmten Zwecken dienten. Eine solche Beurteilung kann nur aus einer vollkommenen Verkennung der tatsächlichen Schwere der seelischen Beeinträchtigung entstehen. Der seelische Dauerstreß ist ein wesentlicher Faktor zur Entstehung der sogenannten „Heimkehrerkrankheiten“. Nach unseren Erfahrungen hat er im Somatischen vor allem zwei krankhafte Folgen: Vegetative Störungen und vorzeitige Alterung. Wenn hier alle Faktoren aufgezählt werden sollen, die zur Entstehung von „Heimkehrerkrankheiten“ geführt haben, darf man selbstverständlich die konstitutionellen Gegebenheiten nicht außer acht lassen. Erst aus dem Wechselspiel zwischen inneren und äußeren Faktoren ist die Buntheit der Symptome im Ablauf der einzelnen Krankheitsbilder zu verstehen. Der Faktor der erbgebundenen Veranlagung ist in jedem Fall mit in Rechnung zu setzen. Nicht angängig ist es dagegen, die Anlage für die körperlichen und seelischen Folgen der Kriegsgefangenschaft allein verantwortlich zu machen. Das gilt vor allem für die obengenannten, in der Kriegsgefangenschaft massenhaft aufgetretenen Erkrankungen. Nur bei der Summation aller schädigenden Faktoren kann man zu einem Verständnis und zu einer gerechten Beurteilung der „Heimkehrerkrankheiten“ kommen. Vor allem bedarf das seelische Trauma der Kriegsgefangenschaft einer eingehenderen Würdigung und gerechteren Einschätzung. 194 Anhang Sowjetische Kriegsgefangenenlager 1944 ARSCHAU n NINGRAOj. Sjastroj rAntrapscliino» y (/ } ^oksitDgorsk i Rschew ■ Bobrinsk • _ z \ I LWOW „ . • Brady • Tarnopol Stanislaw» I .PraskurM ( Schitomir • i • Winniza Tscherkassy Molotowsk Wojkowo* Lunowa Krasnogorsk^ SMOLENSK ■ O MOSKAU Moschajsk KALUGA« ■ Aleksin Suchimtscht« ■Uaetscha • Beschiza ■ Oobrus «BRJANSK •Ischernigow Lebedjan« ARCHANGELSK A Temnikow • PENSA Wolsk ASTRACHA ■ Geargiewsk A •WOLOGDA A Grjasowjez TSCHTSCHERBAKQW Kineschma _ , , »^Michailowo a Susdal ( , ■ WLADIMIR \ ■ Wetlutskij • AGORKI OrankiA Rjab°" Arsk • ■ ■ ISClW JCASAAL 'Elali® WoJschsH ■ KURSK • Sumy BUKAREST KIROWOGRAO*\ ONJEPROPETROWSK SAPOROSCHJE KISCHINEW« Tiraspo ODESSA l Belzy • POLTAWA CHARKOW ■ • Kupjansk AWORONESCH Atkarsk» SARATOW ■ Urjupinsk Lissitschansk • WORSCHILOWGRAO • Rjasan Jawas A ■ Potma ■Saransk ■ Morschansk ATAMBOW Kramatorsk Garlowka« MAKEJEWKA* -Kr.ülsch STALINO» * ----- Melitopol ■ Taganrog Dschank.O|»iV'x C SIMFEROPOL* 3?'-^ krasnooar SewastmäT . eC||utorak ■ Armawir Bi>chacnty ■Nowotscherkassk Beketirwka ROSTOW Noworossijsk \»Tuapse A Lagergrundung 1941/42 Lagergrundung 1943 Lagergrundung 1944 Franlverlairf Dezember 1943 Frontverlauf Dezember 1944 ubnwka TALINGRAD • Telawi TBILISIA • Rustawi £) Pachta Aral ■ TASCHKENT Tschuama f /■ Kokand 4 ■ Kysy I-Kija Begowat 0 200 400 km '7 U/i- d c C t of-e^ C(iiA«^ P/wßa&itifaA^ fpLjyutßdC. 'Pb JCptfJ*iy£^<> dß(-/ß^- JkZlddeßt* pPfäu^A-it jPnye n Pei^i flß $e£je.f- p^fric/tfud d2c ci : ?^'~^'1c ‘ZiF-% c’.'HAf ’>t ^tCACL-f <ß^A£i. Aiao ’'&/-'■ hßprf&ofa_•k ^4^/Pßtit f Ajt't 2^' PcA J ? «-A.«?-/<' *— &A. ’hcAj oßt-< e ’t-e-f fffd PzPf-e ..fMutti ‘ itAAAof PsßaMiPöd hdp j&f&tßtew) cf^_ föfyßücL&td*.c^ PiYL^-rfouQ.''f(£ iPdA Ci-stA (C'fasQe~ c/tsi. JcSlj «<^ßo^t. c^^A4 p c/ue l'tAA] Ziya. il-La. yUtuF &

Verzichtsgebiete< wieder freie Hand und war an die Vereinbarungen vom 3. März 1918 nicht mehr gebunden. Wladimir Iljitsch Lenin war Führer der Bolschewiki. Er hatte von 1897-1900 in sibirischer Verbannung gelebt und emigrierte danach in die Schweiz und nach England. Nach der Revolution von 1905 ging er wieder ins Exil, aus dem er 1917 mit deutscher Hilfe nach Rußland zurückkehrte. Dort nach der Oktoberrevolution an die Macht gelangt, setzte Lenin die Ziele des Bolschewismus gegen oppositionelle Kräfte mit aller Härte durch. Rußland wurde nach den Grundideen des Marxismus vom Kommunismus beherrscht, der nach der Niederringung des Kapitalismus eine klassenlose Gesellschaft, die Dikatur des Proletariats, anstrebte. Die KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) war Zentrum des Weltkommunismus. Lenin starb am 21. Januar 1924 und wurde im Lenin- 128 Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt. Ihm zu Ehren hatte St. Petersburg von 1924-1991 den Namen Leningrad. Als Nachfolger Lenins stieg Josef Stalin, vor dessen Machtfülle Lenin noch kurz vor seinem Tod gewarnt hatte, zum Alleinherrscher und E'ührer der UdSSR auf. Rücksichtslose Liquidierung aller oppositioneller Kräfte und Verbannung (und anschließende Ermordung) ehemaliger Weggefährten prägten seine 1929 (zu seinem 50. Geburtstag) ausgerufene autokratische Diktatur. Trotzki, der die These permanenter Revolution vertreten hatte, wies er außer Landes und ließ ihn 1940 in Mexiko ermorden. Stalin begann durch Eünfjahrespläneab 1928 die UdSSR in einen modernen Industriestaat umzuwandeln. Trotzkis Lehre hatte Stalin die Theorie vom »Aufbau des Sozialismus in einem Land«, d. h. aus eigener Kraft und ohne Unterstützung durch die hochentwik-kelten westlichen Länder, entgegengesetzt und durch die von ihm so benannte »Revolution von oben« - auf Initiative der Staatsmacht mit direkter Unterstützung durch das Proletariat - umgesetzt. Stalin vereinfachte die Lehren des Marxismus-Leninismus und pflegte den russischen Patriotismus, die Liebe zum Vaterland, der ■Heimat der Werktätigen«. Durch den von ihm massiv geförderten Aufbau der Schwerindustrie durch Erschließung neuer Kohle- und Erzgruben im Ural, in Mittelasien und in Sibirien und durch Errichtung von Industriekombinaten war es 129 Stalin nach dem ohne Kriegserklärung Hitlers erfolgten Angriff auf die UDSSR am 22. Juni 1941 möglich, nach den deutschen Anfangserfolgen in beeindruckend kurzer Zeit eine Hille zwischenzeitlich produzierten Kriegsgeräts (Panzer, Geschütze, Lkw etc.) verfügbar zu haben, so daß damit, wie auch durch die Massen der für den »Großen Vaterländischen Krieg» rekrutierten Soldaten, sowohl der russische Sieg von Stalingrad um die Jahreswende 1942/43 als auch der sich anschließende Zusammenbruch der deutschen Ostfront vorprogrammiert waren. Nicht nur die zahlenmäßige Überlegenheit der u. a. durch frische sibirische Kampfeinheiten eingesetzten russischen Waffensysteme spielte hierbei eine Rolle, sondern auch deren Qualität: Das von eindringlichem Heulton begleitete, auf fahrbaren Lafetten in Serie abfeuerbare Geschütz, die gefürchtete »Stalin-orgek, die robusten und wendigen Panzer T 34 und die unverwüstlichen Lkws >SIS< waren Beispiele herausragender Erzeugnisse der russischen Schwer- und Waffenindustrie. Fraglich ist, ob Hitler sich von seinem furchtbaren Entschluß, in Rußland einzufallen und damit viele Millionen Menschenleben aufs Spiel zu setzen, hätte abhalten lassen, wenn er zuvor umfassend über die von Stalin ins Leben gerufenen Fünfjahrespläne und das Aufblühen der russischen Schwerindustrie informiert worden wäre. Rußland war bereits zu Beginn des »Unternehmens Barbarossa« (Deckname des Rußlandfeldzugs) nicht 130 mehr der industriell unterentwickelte Bauernstaat, von dem Hitler fälschlicherweise ausgegangen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg gliederte sich die UdSSR in die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) und in 14 Unionsrepubliken: Ukraine, Weißrußland, Usbekistan, Kasachstan, Georgien, Aserbaidschan, Litauen, Estland, Kirgistan, Tadschikistan, Armenien, Turkmenistan, Moldau und Lettland. [*] Berthold.txt ~~ 57 places Florida CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kriegsgefangene im Osten : Bilder, Briefe, Berichte ■ Da Berthold. - Königstein Is. : Athenäum, 19S1. ISBN 3-761 O K 120 0 Nh: Berthold. I v.i [Hrsg.f '< ■ Athenäum V\;|ag (hii|)1I, Komgstcm ' H., 19S 1 Alle Ree hie Vorbehalten Ohne ausdrückliche (icnchmigung des Verlags ist es auch nicht gestaltel, das Buc h oder leilc daraus auf pholomei hamsi hem Wege (Photokopie, Mikrokopic) zu vervielfältigen. 1'ms»,hlaggestahung: Design I cam. München Gesanilherstelhing: Diedrich Pustel, Regensburg Printed in (iermany ISBN t-7bl() SI20-0 Inhalt Eva Berthold Prolog......................................................... 7 Henric L. Wuermeling Umschlagplatz für Millionen................................... II Bilder, Briefe, Berichte I.orenz Knaul Elabuga, Kyschtym, Mias, Tscheljabinsk........................ 30 Kurt 'Läppert Beketowka, Elabuga............................................ 34 Hans Kurz Elabuga....................................................... 30 Max Hornig (irjasoic'iez................................................. 33 Heinrich Meier Saporoschje................................................... 31 Gerhard Birkner Orscha, Beketowka, Wolsk...................................... 61 Dr. vet. Hans Kobert Elabuga, Tornowoi, Sollny.................................... Kurt Läppert Elabuga....................................................... G7 Wilhelm Peinelt Kasan, Stalingrad............................................. 76 Ernst Ealthammer Grjasowje/., Tscherepowjez, Workuta........................... 83 Kurt 'Läppert Kosyltau ..................................................... 94 Samuel Liebhart Moskau, Workuta .............................................. 96 Kurt Tappert Selenedolsk................................................... W7 Magdalena Wagner Karakupstroj................................................. 104 Ehrhard Vogel Zrenjanin, Werschet/, Mitrovica.............................. 108 Ludwig Schütte Werschet/, Zrenjanin.......................................... HO Walter Marholz Marmaros Sighet.............................................. 112 Eranz Teidenbach Mitau, Riga.................................................. 113 Siegfried Hintz Sachsenhausen.............................................. 116 5 Hans-Georg Baumgärtei 120 Sachsenhausen, Suchumi.................................. Reinhold Sigle pg Focpini, Rostow, Nowoschachtinsk, Iswanno.........■ ■ ' Hermann Schmidt Brjansk, Joachimsthal ...............................' Heinz. Dost j4q Brünn, Focjam, Stalingrad............................... Georg Bach )46 Valdicc, Joachimsthal....................................... Josef Kessler Neuhammer, Sossnowitz, Jaworz.no............................... Karl Zacharias _ . , . . IM Ragnit, Sibirien.........................................' ' I.vdia Probst Jemanschelinka, Kopesk...................................... Ruth Eggert Kimpersai, Orsk ............................................ Willi Holtzer Prof. Dr. med. Ernst-Günther Schenck Rüdersdorf, Frankfurt/Oder, Moskau, Krasnogorsk.............. 176 Ein Brief an Konrad Adenauer 12. Dezember 1955............................................ 1S6 Dr. med. K. H. I lothmann l:in medizinischer Bericht .................................. 189 Anhang Sowjetische Kriegsgefangenenlager 1944 Übersichtskarte.............................................. 196 Ein Urteil . ................................................ 198 Der „Kommissarbefehl“.........................................200 Befehl Nr. 227 von J. W. Stalin.............................. 201 Die Verpflegung der deutschen Kriegsgefangenen und die sowjetische Ernährungslage...........................................203 Sühnemarsch in Jugoslawien Aus einem Heimkehrerbericht...................................206 Wege in die polnische und tschechoslowakische Gefangenschaft . . 208 Bildquellenverzeichnis........................................209 Verzeichnis der Orte und Lager............................... 210 6 Eva Berthold Prolog Wenn von den Opfern des Zweiten Weltkriegs gesprochen wird, so ist von vielen Millionen die Rede: Von Millionen Gefallener, Gefangener, Vermißter, von Millionen Ermordeter, Ausgebombter, Geflüchteter. So wichtig es ist, daß wir uns diese Zahlen immer w ieder m Erinnerung rufen, so sehr macht mich die Anonymität der blanken Ziffern betroffen. Die Zahlen auszusprechen ist allzu leicht. Das von icdem Einzelnen dieser Millionen Erlittene zu benennen, ist nicht möglich. Wir können uns das Geschehene nur durch Beispiele vergegenwärtigen. Ich habe versucht, mir und dem Leser dieses Buches etwas voll der Erfahrung Kriegsgefangenschaft zu vermitteln, vergangene, fremde Wirklichkeit zu vergegenwärtigen, indem ich ehemalige Kriegsgefangene bat, ihre Erinnerungen an das Erlebte aufzuschreiben oder mir bereits früher niedergeschriebene Berichte zur Verfügung zu stellen. Andere habe ich für eine vorau.sgegangene 1 ernsehdoku-men [*] Steidle.txt ~~ 57 places mm festlag. Niemand machte sich Gedanken darüber, daß auch solche technischen Kolosse häufig steckenblieben. Nachdem die Angriffsoperationen im letzten Oktoberdrit-tcl ungefähr 100 Kilometer vor Moskau und bei Pula von der Roten Armee gestoppt worden waren, konzentrierte das OKH immer mehr Truppen im Moskauer Raum - die faschistische Führung wollte bekanntlich noch im Spätherbst in die sowjetische Hauptstadt cinzichcn. Dadurch kam cs zu ungeheuerlichen Verkehrsstauungen und -Blockierungen, für die wenigen, aber sorgfältig angesetzten Überraschungsangriffe sowjetischer Flugzeuge außerordentlich lohnende Ziele. In dieser Zeit war für die 7. Division - unser Regiment hatte zu diesem Zeitpunkt mehr als 40 Prozent des Mannschaftsstandes verloren — das wichtigste Unternehmen der Kampf um das Straßenkreuz Schclkowka, das die 10. Panzerdivision des XXXX. Panzerkorps am 24. Oktober genommen hatte. Schclkowka war eine der Schlüsselstellungen im Verteidigungsgürtel von Moskau. Hier kreuzten sich die alte Poststraßc, auf der einst Napoleon gen Moskau vorgerückt war, die neue Autobahn und die Eisenbahnlinie Smolensk-Moskau mit der Nordsüdstraßc. Gerade als wir die 10. Panzerdivision ablösten - sie hatte allerdings die umliegenden Höhen nicht sichern können begann die Rote Armee einen Gegenangriff, der das befestigte Straßenkreuz wieder in ihren Besitz brachte. Frst Anfang November konnten wir Schclkowka zurückerobern. Drei Divisionen und stärkere Panzereinheiten muß- 773 tcn eingesetzt werden. Das Straßenkreuz, das Nachschub und Vormarsch auf Moskau sicherte, hatte für mehr als eine Woche starke deutsche Truppen gebunden und ihre Kampfkraft dezimiert. Moskau - 35 Kilometer Über .50 Divisionen, darunter 20 Panzerdivisionen und motorisierte Verbände, hatte die Heeresgruppe Mitte für den unmittelbaren Vorstoß auf Moskau am 16. November bereitgestcllt. Nach 20 Tagen war die Linie Moskwa-Wolga-Kanal, Krasnaja Poljana, Krjukowo und Kaschira erreicht; an einigen Stellen zeigten die Wegweiser „Moskau - 25 km“ an. Wenn das OKW jedoch glaubte, dieser Einbruch in den Sichcrungsgürtel vor Moskau sei einem Erlahmen der sowjetischen Kampfkraft glcichzusetzen, dann gab cs sich - wie so oft - einer Selbsttäuschung hin. Und Selbsttäuschung war auch die Annahme, man könne aus den Stellungen längs der Autobahn Minsk-Moskau und um Naro-Fominsk die Randsiedlungen der sowjetischen Hauptstadt erreichen. So sollte in den ersten Dezembertagen noch einmal ein Angriff über die Nara auf Moskau vorgetragen werden. Dieser Plan schien sich in Windeseile herumgesprochen zu haben; denn als ich am 28. November von der Erkundung eines neuen Bereitstellungsraumes meines Bataillons ostwärts von Schclkowka zurückkam, glaubte ich zunächst meinen Augen nicht trauen zu dürfen. Wer war nicht alles aufgetaucht! Vertreter der verschiedensten Waffengattungen, Vorkommandos von Stäben, Vertreter des Korps, die man noch niemals so weit vorn gesehen hatte, höhere SS-Offiziere mit einem Rattenschwanz von Begleitkommandos. Vertreter von Stäben der Reichskommissarc, Landwirt-schaftssondcrführcr, Arbeiterrekrutierungskommandos . . . Sichtlich wartete jeder darauf, längs dieser Rollbahn ein 114 Ereignis von „Weltbedeutung“ mitzuerlebcn: den Fall Moskaus. Wir Frontschweine, abgerissen, in Monturen, die ein Hohn auf den russischen Winter waren, machten gegenüber dieser gut ausstaffierten Etappe einen kläglichen Eindruck. Einzig von Bedeutung war, daß unsere Männer manches abbekommen konnten, was bei uns längst selten geworden war: eine Flasche Bier. Rauchwaren, ein anständiges Stück Wurst oder Käse und Schokolade. Außerdem konnte man wieder einmal Übertragungen aus der Heimat in tadellos ausgestatteten Funkwagen hören. Keiner von uns glaubte an das, was die von hinten wissen wollten: Schwere Krisen in Moskau, aus dem Kreml sei man längst ausgerückt. Stalin irgendwo im Ural. Der Einzug in Moskau sei nur noch eine Frage von Tagen. Zwischen den kleinen Siedlungshäusern und Ruinen war man schon wieder beim Schlachten, auch die letzten Hühner mußten daran glauben. Widerlich und primitiv die Betrunkenen, die Streitereien. Unmittelbar neben meinem Bataillonsstab waren SS-Offiziere und Angehörige einer Panzereinheit heftig aneinandergeraten. Fluchend machten sie sich eine Hütte streitig und einen Ziehbrunnen - knapp 35 Kilometer vor Moskau, wie ein schief gerammter Wegweiser anzcigte. Beim Ordonnanzoffizier lag ein Vorbefehl des Regiments vor, nach dem unsere 7. Division zusammen mit der 292. südlich der Rollbahn Schelkowka-Moskau im Höhengelände zwischen den Punkten 211 und 204 mit rechtem Flügel längs der Autobahn Naro-Fominsk-Moskau zum Angriff zusammengezogen werden sollte. Die Masse der Einheiten unseres Regiments sollte in der Nacht vom 28. zum 29. November aus ihren Stellungen abgelöst und in neue Bereitstellungsräume verlegt werden. Wie vor allen entscheidenden Aufgaben befahl uns der Regimentskommandeur, Oberstleutnant von Spieß, noch in derselben Nacht zusammen. Endlich ha [*] DiboldArztinStalingrad5.txt ~~ 57 places chdem der letzte Elugplalz Slalingradskij nahe der Stadt am 23. Januar verlorengegangen wat. gab cs keine Hoffnung mehr, die Heimat zu erreichen, keine Postverbindung mehr, keine Versorgung außer durch Abwurf von Versorgungsbomben, die aber häufig über sow jetischem Gebiet landeten Auf wenigen Quadratkilometern Sladllläche zusammengeplerchl. teilten sich I I Ecldlazaretle und mehr als 40 Sanitätskompanien, die die Hauptverbandplätze der Divisionen betrieben hatten, die Ruinenkeller der Stadl, seit dem 26. Januar auch noch in zwei und später in drei unabhängig voneinander kämpfende Kessel aufgeteilt. Hinzu kamen unzählige Truppen Verbandplätze. Einige Einheiten konnten dort einen einigermaßen geordneten Sanilälsbetricb aulTechlerhalten. andere gaben auf und warteten nur noch apathisch aul das Ende der Leiden. Unzählige Atzte und Sanitäter fanden ihre Lazarette und Verbandplätze nicht wieder und landen dort Unterschlupf. wo gerade Arbeit auf sie wartete. Hans Lotter' schildert: „Unter 1 Slabsar/t Dr med Ilans l.ollci (geb. 30 5 1911). Adjutant des Divisionsar/tes 2»>7 ID. /ulci/l im Timoschenko Bunker. Studium in Wur/bmg. München (bx.): IOSO aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Bis I07X prakl Ar/i in Nürnberg Irbi heute in Dt ting/Ainmcrsee. l’nxeröflcntlichtcs Manuskript. Kopie beim Herausgeber. Publikation durch den Verlag in Bearbeitung 31 Arzl in Stalingrad meiner Führung wurde ein Kommando zusammengestellt, dessen Aufgal es war. Nahrungsmittel, welche deutsche Flugzeuge über deutschem Gc bi (praktisch nur der .Rote Platz' von Stalingrad) abwarlen. zu sammeln. I)« nachts nur; tagsüber war es nicht möglich. Hin (olles Treiben herrsch nachts auf dem .Roten Platz’. Russische Soldaten. Zivilisten, deutsche So dalcn. Frauen und Kinder rauften sich um Fundslücke. Waren diese zu wc nig. wurden aus Pferdekadavern Stücke geschnitten, um als Pferdcsupp den Soldaten angeboten zu weiden. Sie schmeckte gut - alles schmeckt damals schon gut. Wir durchstreiften Häuser und Keller. Sie waren vollgc pfropft mit Sterbenden. Kranken (Ruhr) und Verwundeten. Lin Blend, da nicht zu beschreiben ist. das kein Film nachzeichnen kann! Allein der he stialische Geruch in den Unterkünften! Das war die Hölle, ohne Feuers brunst und Teufel. Jammergestalten. Soldaten, die im Glauben zum Schutz der Heimat in den Krieg gingen und .treu ihrem Lid’ nun ihr Leben hinge-ben müssen. Kein Lkel überfiel mich; tiefste Iraner und tiefstes Leiden bedrückten mich. In mir war eine Welt zusanuncngebrochen. Nun galt nur noch mein Leben, um das zu kämpfen ich aufs äul.ieiste beteil war. In der Hölle von Stalingrad wollte ich nicht enden". Liner der schlimmsten Linrichlungen in Stalingrad war das Zcntrallazareti der 6. Armee - der Timoschenko-Bunker an der l-inmündung der Zariza-Schlucht. Dieser war das Zcntrallazareti der 6. Armee in den letzten l agen von Stalingrad.2 Dort sollen laut Bericht des Oberleutnants Bruno Gebete zwischen 2500 und 3000 Verwundete gelegen haben! Die 2. San.Kp. 207' hatte am 21. Januar 1943 den Befehl bekommen, den Timoschenko-Bunker zu übernehmen.1 Der I. Chirurg der Kompanie. Hermann Achleitner". gibt seinen ersten Lindruck von seinem neuen „Arbeitsplatz" wieder: „Als ich nach längerem Suchen am Steilufer des Zatiza-Flusses stand und einet) ersten Blick in das .Lazarett’ Timoschenko-Bunker weifen konnte, kamen mir die Worte von Dante in den Sinn: .Die ihr hier hineingehl, lasst alle’ Hoffnung fahren!' Siehe Alois Beck. ... bis Stalingrad. S. 186. ’ Chelar/t der 2. Sanitätskompanic 297 seil dein 1.4.1940 war ()bcisiahsaiz( Di Karl Scbwick (geb. I 1.8.1905 in Buchholz. \ers(. 27.1.1980 in Oberhausen). Studium in München. Berlin. I-X in Bonn. HNO Weiterbildung in Dresden und Düsseldorf, zunächst Ltulbahn als Militär arzl. nach dein Krieg HNO Praxis in Oberhausen Stcrckradc. 1 Siche Georg Kutz. 3002 l äge Russland. Krumbach 1987 Siahsar/i Dr. Hermann Achleitner (geb. 11.9 1900. verst. 21.4 1967 in Ried): Studium in Krctnsniünstcr. Promotion in Prag. 1928-38 Spilalarzt in Ried, dann bis 19.39 dort Primarius. 1948 Rückkehr aus sowjcl. Kriegsgefangenschaft. danach niedergelassener Chirurg in Ried, da ilnn die Position als Primarius aus polit. Gründen \erwehrt war. 32 1111 Stolleneingang biwakierte eine Horde, die dort Leiter gemacht halle, der Rauch /og sich ins Innere. Aut den Befehl, das l'euer aus/ulöschen, bekam > jz i >z Deutsche Linien der Einkesselung vorn 25. Nov. 104-2 b-5 lO.Jan, 1943 Dtmtfrevvka Karpowskaia HauplverbandSD'a’z de'1. San Kcrrp .-297 EINKESSELUNG DER 6. ARMEE IN STALINGRAD Russische /Vmeen jeu’sche Divisionen Marinowka 6>0jA»a* Hauptquartier der 6. Armee \Gumral<3>C Flugplatz, Pitomnik d o -^/Fluqplaf Krasnap-S’oboda B Das Bude des Kampfes Arzt in Stalingrad ich ein Holmgelächlct als Antwort. Ich habe mich dann aufs Bitten verlegt, auldie .schwerverwundeten Kameraden im Inneren Rücksicht zu nehmen, und das hat die Leute doch zur Vernunft gebracht - sic löschten das Eener. Als ich weiter eindrang, ei [*] Wahl.txt ~~ 56 places efangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wurde; am 12.12.1949 traf er w ieder in Tübingen ein. Seine ärztliche Karriere setzte Dr. Wahl an der Chirurgischen Universitätsklinik Tübingen unter Prof. Naegeli lort. Am 20.2.1950 erhielt er von der Ärztekammer Württemberg-Hohenzollern die Facharzt-Anerkennung als Chirurg. Mit seinem Oberarzt Prof. Bromeis, der neuer ( hefarzt im Krankenhaus Duisburg-Beeck geworden war, zog er im Januar 1951 als Oberarzt dorthin, während die Familie noch in Tübingen blieb. Am 1. April 1953 wurde Dr. Wahl Chefarzt des Krankenhauses Engels-Stift in Nümbrecht im Oberbergischen. Im September 1953 kam die Familie nach. In diese Zeit fielen einige wissenschaftliche Veröffentlichungen wie „Der obere Mittelschnitt" (zusammen mit Prof. Usadel); „Über das Verhalten der BKS bei Änderung der Erythrozyten-Plasmaverhältnisse durch Autoplasma. Heteroplasma und physiologische Salzlösungen" sowie „Ap-pendicitis und Ernährung"; Münchner Medizinische Wochenschrift Nr. 17. 1954. L / <» Hüt des Autors, gezeichnet von Prof. J. Kcikonvi. 1947 im l aeer Nowotroizk (Maksai) Durch die jahrelange Trennung, durch Krieg und Umzug - die Kinder besuchten bis 1953 die Schule in Tübingen, die Ehefrau arbeitete als Organistin und Chorleiterin - hatten sich die Eheleute entfremdet. Die Ehe wurde schließlich im Februar 195S geschieden. In Duisburg hatte Kuno 390 Eugen Wahl zwischenzeitlich seine zweite Ehefrau Maria Bluhme kennengelernt. die dort als Röntgen-Assistentin arbeitete. Am 14. Mai 1958 fand die Hochzeit statt. Das Paar lebte bis 1969 in Nümbrecht. Schon in dieser Zeit trug sich Dr. Wahl mit der Absicht, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, um in Süddeutschland Zeit lür seine zahlreichen Hobbys zu haben; daher hatte ei bereits 1963 ein Haus in Konstanz-Litzelstetten gebaut. Nach der Pensionierung 1969 zog das Ehepaar dorthin um. Dr. nwd. Wahl. 1959 Inzwischen hatte Dr. Wahl nicht nur das Geigen- und das C ellospiel weitet gepflegt, sondern aueh noch Gitarrenstunden genommen. Er wat viele Jahre lang Mitglied eines Musikquartetts, in dem er Je nach Bedarf einen Geigen- oder den Cellopart übernahm. Später, als sich dieser Kreis aus Altersgründen aufgelöst hatte, spielte er lür sich allein Konzertgitarre. Nebenbei baute er in seiner Werkstatt mehrere Geigen und stellte Holzintarsienbilder her. zum Beispiel eine mittelalterliche Ansicht von Konstanz. Nebenher legte er seinen Garten an und betrieb eine Bienenzucht. So baute er in der Umgebung von Litzelstetten mehrere Bienenhäuser, die 391 L er erst im Alter aufgeben mußte. Im Frühjahr 1986 sah er sieh gezwungen, ins Allgäu nach Weitnau umzuziehen, da er das Bodenseeklima nicht mehr vertrug. Dort ist er am 29.1 0.1988 verstorben. Reinhold Busch. 2001 392 Nachwort. Historischer Rückblick Das Gebiet der Heeresgruppe Mitte 1942/43 nach dem deutschen Rückzug vor Moskau Die deutsche Offensive war im Abwehrfeuer frisch eingesetzter sowjetischer truppen im Dezember 1941 z.usammengebrochen. Die Front mußte im eisigen Schneesturm und bei Temperaturen bis 50 Grad unter Null um bis zu 200 km zurückgenommen werden. Aber auch der sowjetische Gegenangriff blieb nach Anfangserfolgen stecken, und im Lau! des Frühjahrs 1942 trat eine gewisse Beruhigung im Mittelabschnitt der Ostfront ein. Der Schwerpunkt der deutschen Initiative verlagerte sich in den Südosten; deutsche Truppen marschierten bis in den Kaukasus und nach Stalingrad. Bis weit in das Frühjahr 1943 hinein blieb die Lage im Mittelabschnitt der Ostfront unverändert. Im Frontbogen um Rshew herum hatten sich die deutschen Divisionen eingegraben; hier land ein längerer Stellungskrieg statt. Das Gebiet der Heeresgruppe Mitte, deren Hauptquartier unter Genc-ralfeldmarschall von Kluge sich im Wald von Krasni Bor, etwa 8 km von Smolensk entfernt, befand, erstreckte sich im Norden von Welikije Luki bis Rshew, im Osten bis Gshatsk (heute Gagarin) und im Süden und Südosten bis Brjansk und Orjol. Östlich einer Linie, die von Smolensk nach Süden führte, war das Verwaltungsgebiet in die Rückwärtigen Armeege-bietc der 9. Armee im Norden, der 3. Panzerarmee im Osten (später im Gebiet um Witebsk), der 4. Armee in der Mitte, etwa um Roslawl herum, und das Gebiet der 2. Panzerarmee im Süden um Brjansk herum aufgeteilt. Westlich der Linie Smolensk begann das Gebiet des Befehlshabers des Rückwärtigen Heeresgebiets unter General von Schenckendortf. das sich noch auf die Hälfte Weißrußlands östlich von Minsk erstreckte. In diesen Rückwärtigen Armee- bzvv. Heeresgebieten lagen zahlreiche Stäbe. Nachschub- und Versorgungseinheiten, aber auch Kriegslazarette und Nachschubbasen von Sanitätseinheiten. Die russische Verwaltung in diesen Gebieten war auf die Stadt- und Kreisebene beschränkt; eine kreisübergreifende Regierungsbezirks- oder gar Landesregierung durch einheimische Kräfte war von der nationalsozialistischen Führung trotz Angeboten russischerseits abgelehnt worden. Die Aufgaben wurden daher durch zivile Mitarbeiter der deutschen Mi [*] Sasse.txt ~~ 56 places en. * 4 I Jelabuga, 16. (IS. 46: 1 rüliin r- und über die Stadt Selenodolsk aut < w , ' U1H| wurde t" Südufer. Sasse batte sieb an det K'Pl ‘6’ Wneben ms Hospital eingeliefeit. ssc: „Wegen einer 11 djc typische I {ospitalkle-1 duiig.- Ein Nessclhenid ist sichtbar, dessen Ausschnitt mit zwei Bantk' ' z.usanunengebunden werden konnte. Die vielen Selbstportraits in ehest lagen führt Sasse auf die Hoffnung zurück, als Dystrophiker nat'h 1111 Selenodolsk 36a6“. Hanse entlassen zu werden. Er wollte vorher den Rest seiner Hlnie 1 knipsen. Diese I lottnung erwies sich als Illusion. hu Isolator des Spez.alhospmds Selem-dolsk, August 1946 Sasse grafiertc emen Bettnachbarn aus Syke he. Bremen den “ und bar, er solle smh em buchen hochrichten.“ Auch er war Dtsttophi-ker, hat aber ebenfalls [*] DieMitDemBlauenSchein.txt ~~ 55 places nde; Reste dieses Bataillons seien auf das Bataillon 327 aufgeteilt worden. Einige Soldaten, die ich vom Einsatz in Tiraspol kannte, bestätigten das. Danach ist mit Sicherheit anzunehmen, daß ab September 1944 kein XVII. Bataillon 999 mehr bestanden hat." Der Mord an Genossen Lodes Den tragischen Tod des Genossen Rudolf Lodes, der gemeinsam mit sowjetischen Soldaten ein Gebäude in Nikolajew verteidigte, schildert Horst Dewitz in seinen Erinnerungen: »Ich gehörte dem XVII. Festungsinfanteriebataillon 999 an und war Melder im Bataillonsstab. Wir waren seit Dezember 1943 in der Sowjetunion, und zwar auf dem rechten Dneprufer; auf dem linken Ufer lag die Rote Armee. Während dieser Zeit hatte ich mich mit dem Kameraden Rudolf Lodes, einem Kommunisten aus Nürnberg, angefreundet. In ihm hatte ich einen Partner für meinen Plan gefunden, zur Roten Armee überzulaufen. Rudolf Lodes gehörte zum Fernsprechtrupp des Bataillons. Am 20. März 1944 begann auch für unsere Einheit der Rückzug aus den Stellungen am Dnepr in Richtung Odessa. Rudolf Lodes war bei diesem Rückzug dem Bataillon immer einen Tag voraus, da er in den vorgesehenen neuen Stellungen die Fem-sprechleitungen für den Bataillonsstab legen mußte. Einer der Orte, durch die unser Rückzug ging, war Nikolajew. Dort war ich im Bataillonsstab Zeuge, wie ein Leutnant Lange Meldung über eine Kampfhandlung und über den Tod des Kameraden Rudolf Lodes machte. Danach war der Fernsprechtrupp mit Rudolf Lodes wiederum einen Tag vor dem Eintreffen des Bataillons mit dem Stab in Nikolajew angekommen, um die neuen Leitungen für das Bataillon zu verlegen. Für den Bataillonsgefechtsstand war ein ehemaliges SS-Kasino im Hafenviertel vorgesehen; es war eines der massivsten Gebäude der Stadt. In der folgenden Nacht landete im Hafen von Nikolajew ein Marinestoßtrupp der Roten Armee und überwältigte den Fernsprechtrupp des XVII. Bataillons. Dabei muß es dem Kameraden Lodes gelungen sein, sich mit den Rotarmisten zu verständigen und sich ihnen anzuschließen. Der Stoßtrupp verschanzte sich in dem Gebäude gegen eine angreifende deutsche Übermacht, denn der Angriff war inzwischen von den in der Stadt befindlichen deutschen Truppen bemerkt worden. Als das XVII. Bataillon am nächsten Tag in Nikolajew einrückte, wurde noch immer um das Gebäude gekämpft. Bis zum letzten Mann wurde es verteidigt — und einer dieser Verteidiger war Rudolf Lodes. Als Angehörige des Bataillons, mit Leutnant Lange an der Spitze, in das Gebäude eindrangen, lag Lodes schwerverwundet, die Waffe noch im Anschlag, zwischen den letzten drei überlebenden und ebenfalls schwer 131 verwundeten sowjetischen Marinesoldaten. Alle vier wurden von Lange durch Pistolenschüsse getötet. Dieser faschistische Mörder, der damals mit dem Rest des Bataillons aus dem Kessel entkommen konnte, tauchte dann im Sommer 1944 nach der Kesselschlacht von Iasi-Kischinjow im Kriegsgefangenenlager Odessa auf und wurde von uns seiner gerechten Strafe zugeführt.'' Kurzer Aufenthalt in der Heldenstadt Odessa Im Bericht des Genossen Erwin Bartz wird davon gesprochen, daß vier Festungsinfanteriebataillone 999 in der Sowjetunion eingesetzt wurden. Eigentümlicherweise wird im Kriegstagebuch des OKW nicht das I. Bataillon 999 erwähnt. Aus dem Bericht des Genossen Emil Paffrath wissen wir, daß das I. Bataillon von Griechenland ebenfalls nach Nikolajew kam und von dort zur Frontleitstelle nach Odessa umgeleitet wurde. Die baldige Befreiung von Odessa durch die Rote Armee war zu dieser Zeit bereits erkennbar. Über den Aufenthalt in Odessa und den folgenden Einsatz des I. Bataillons 999 auf der Krim berichtet Genosse Emil Paffrath: »Einen Tag später wurden wir in Odessa in einer Schule untergebracht und mußten nun von Ende Februar bis Ende März 1944 täglich schweren Dienst verrichten. Wir wurden auf den Fronteinsatz vorbereitet. Abends saßen wir in der Unterkunft und knackten Läuse. Für den Besuch einer Entlausungsanstalt hatte man keine Zeit. Die Läuse wurden wir später in der Kriegsgefangenschaft los. Genau am 1. April 1944 wurden wir in Odessa nachts auf Schiffe zur Krim verladen. Als wir die Schiffe bestiegen, fragten uns die Matrosen spöttisch, ob wir schon einen Freifahrtschein nach Sibirien hätten. Mir waren diese Worte Musik und sehr sympathisch. Auf der Krim ging es dann per Bahn weiter in Richtung Perekop. Auf der Krim gab es zu dieser Zeit drei Frontabschnitte, nordwestlich an den Gewässern vor Perekop, nordöstlich am Siwasch und südöstlich bei Kertsch. Die Bahnfahrt war zu 132 Ende, Granattrichter, aufgerissene Gleise, zerbombte Häuser und Kanonendonner zeigten, daß wir uns in Frontnähe befanden. Wir mußten Panzerlöcher graben. Ein Loch jeweils für zwei Soldaten, und es hieß, wir seien die dritte Linie hinter der Front und sollten einen eventuellen Durchbruch der Roten Armee zum Stehen bringen. Wie naiv waren doch unsere >Führer<, wenn sie glaubten, wir würden uns nach jahrelangem Aufenthalt in Zuchthäusern und Konzentrationslagern für dieses fasch [*] Sasse.txt ~~ 54 places . 74 Wahrend der Rückfahrt (vom Kartotfelkommando) über die Wolga, Oktober 1946: Die Frans-Sibirien-Eisenbahnbrücke bei Selcnodolsk. Sic war vom Ftirnierlager aus deutlich sichtbar, lau sehr riskantes Foto, denn Brücken sind militärstrategische Objekte. Man hätte in diesem l all leicht Spionageabsichten unterstellen können. 25 S Noch einmal die Wolgabrücke auf der Eisenbahnlinie Moskat Die Bildmitte durchschneiden zwei Kuder des kahl Schiffes. 7 6 Teillager Selcnodolsk, das „Ungarnlager“, Winter 1 ^46/47; „l iier sind etwas deutlicher z.n erkennen rechts der Heinz Wehner, der ungefähr von meiner Grölse war, links Jochen Mücke, ein Nachrichtenoffizier, der mit mir zusammen in die Gefangenschaft gekommen war. Vor dem Weg irgendwie in der Nähe des Warenmagazins, wo Gefangene in seltenen Fällen Gelegenheit hatten, wenn sie Geld hatten, sich etwas zu essen zu kanten.“ 260 I Teillager Selenodolsk, das „Ungarnlager", März I'M : Blick wm D.k 1 einer Baracke auf die „Btidka" (Wachstube) am Eingang. Das einsetzende lau werter gefährdete wegen undichter Dächer die Unterkünfte. Deshalb mulste der Schnee von den Dächern gefegt werden. Im Bildnmtel-grund die abmarschbereite, wartende .Arbeitskolonne. :: 26 1 7S Teillager Selenodolsk, das „Ungarnlager“, März 1947: „Man sieht die C.efa'ngenenbarackcn Nr. I und Nr. II und links dahinter das Lazarett des Lauers. Ich habe gute Erinnerungen an dieses l.azarettlager, in das ich durch Zufall geriet und in dem ich aus Quarantänegründen vier Wochen aushalten mufste, obwohl ich überhaupt nicht krank war. Da hab ich interessante Bücher lesen können.“ 262 79 St'ra^0''. S"'lc”<'k>ksk- Kriegsgefangene schippen den Schnee vom U ach. F.inei der drei sichtbaren Schornsteine raucht. :: so I etllager Selenodolsk, das „Ungarnlager", März I947: die gleiche Situation wie auf dein l'oto 79. Kleine Verschnaufpause. Auch Sasse gehörte hier zu den Schneeräumern. Die beiden Gefangenen rechts scheinen mit wattierten I losen und Jacken bekleidet zu sein. 264 \ Olli Stadt Selenodolsk, April oder Mai I• Schnee ist inzwischen abgetant. Man beschäftigt, I lolz ins l ager zu tragen. Die .ms: „Der ■ Strafen sind völlig vermatscht. _• Weise ins l ager getragen werden. Autos konnten gar nicht mehr fahren. Eine typische Stralsc in Selenodolsk. Links eine Reihe in rassischer Art gehallter Häuser. Em/.tm- merig, aber mit sehr schöner, bunt und malerisch ansgearbeiteter I assa- 265 » S2 Stadt Selenodolsk, April oder Mai I 447: Kriegsgefangene der Gesundheitsstute OK (= otdyeli koinpania, als arbeitsunfähig ausgesondert) tragen Holzstämme vom Bahnhof zur Lagerküche. Die nach alter I radition in Blockbauweise errichteten Holzhäuser vermitteln den Eindruck einer Dorfstralse. 266 Stadt Selcnodolsk, April oder Mai lü-T: Gefangene beim Bau ciner Werkhalle für die „Ahnniniunifabrik“, die in Wirklichkeit cm Rüstungsbetrieb war, in dem auch Kriegsgefangene arbeiten mufstcn. Sasse: „Vom Gefangenenlager, dem lIngarnlagcr, wurden Arbeitskoinmandos losgeschickt, um für die zu bauende Fabrikbalie die Fundanicnrgräben auszuschaufeln.“ Vgl. Sasses Erinnerungen, S. III. 84 „Ahiminiiiiii-i ager“ Selenodolsk, Mai |44~: „Das letzte Bild ist noclini.il eine Portraitaufnahmc von mir, mit freier I l.md in einer Arbeitspause mitgenommen, ans dem Aliiniiniiiinl.iger. Typisch für das Bild ist der Schul. Von einem Kissenbezug der Lagenerwaltung hatte ich mii heimlich einen Streifen dieses russischen, buntbedruckten NesselstoHes abge-schnittcn. Ich säumte ihn und war sehr stolz darauf. Pen beschädigten Kissenbezng nähte ich, so gut cs ging, wieder zusammen.“ 268 Die Stationen in Klaus Sasses Gefangenschaft Gefangennahme in KönigsbergOstpreußen am 9.4.45 (1). Juni 45 bis Sommer 45: Offizierslager Jelabuga, „Klosterlager" (2). Sommer 45 bis Herbst 45: Teillager Kosylrau, „Waldlager“, östlich bei Jelabuga (■>). Herbst 45 bis Mai 46: Rückkehr nach Jelabuga, „Bischofslager , „Kamalager“ (2). M.ü 46 bis August 46: „Hirnierlager” Selenodolsk, 1 eillager von lelabuga, nordwestlich von Jelabuga, an der Wolga (4). August 46 bis September 46: „Spezialhospital“ Selenodolsk (4). September 46 bis April/Mai 4T Selenodolsk, „Ahiminiumlagcr“ (4). l-rühjahr 47 bis Sommer 47: Kolomna bei Moskau (5). Sommer 4 bis Irühj.thr 4). Anfang bis I nde Dezember 49: Rostow; Arbeit für eine Dreschmaschinenlabrik (II). Kurz \ or Weihnachten 49: Imtlassung aus dem I ager Rostow m die Heimat. Ankunft in Westdeutschland: I. I. SO. 269 Fotos aus dem CChlDK Das „Klosterlager“ (B-l.ager), das ältere Lager in Jelabuga. Dieses russische Luftbild stammt aus dem Jahre 1943, vor der F.rricht [*] Berthold.txt ~~ 54 places d fiel ins Wasser. Wir mußten alle arbeiten, auch die Offiziere. Stabsoffiziere allerdings, vom Oberstleutnant aufwärts, waren davon freigestellt - aber die hatten dann nichts zu essen. So haben alle gearbeitet, da hat es keine Ausnahme gegeben. Samuel Liebhart Von 1945 bis 1955 in russischer Kriegsgefangenschaft, unter anderem in Moskau und Workuta. Ich wurde als Siebenbürger zum rumänischen Militär einberufen, blieb aber in Deutschland und ging zur deutschen Wehrmacht. Im Juni 1940 trat ich in das Regiment Germania, Hamburg, ein. Ich habe die Feldzüge im Westen, auf dem Balkan und in Rußland mitgemacht. 1943 kam ich zu einem Offizierslehrgang nach Bad Tölz, und anschließend wurde ich zur deutschen Luftwaffe nach Rumänien versetzt, in eine Spezialeinheit zum Schutze der rumänischen Ölfelder. In dieser Einheit war ich als Ordonnanz-und Verbindungsoffizier tätig. Inzwischen war ich deutscher Staatsbürger geworden. Im August geschah der Frontwechsel Rumäniens. Daher gerieten die meisten deutschen Einheiten in rumänische oder russische Gefangenschaft. Ich versuchte mit einem Kameraden zusammen der Gefangenschaft zu entgehen. Bei der Rast in einem Wald Wil rden wir von einer rumänischen Patrouille überrascht und gefangengenommen. Ich flüchtete mit einem Kameraden in die Karpaten. In einer Berghütte wurden wir wieder von einer rumänischen Patrouille gefangengenommen. Bei der Vernehmung durch den rumänischen Offizier machte er uns das Angebot, im Widerstand gegen die Russen im rumänischen Militär mitzuarbeiten. Man gab mir die Aufgabe, die Verbindung zur deutschen militärischen Führung und zu den deutschen Kriegsgefangenenlagern herzustellen. Dieses Angebot erfolgte, weil sich herausstellte, daß wir gemeinsame Freunde und Bekannte hatten. Getarnt als rumänische Heeresan-gehörige kamen wir nach Bukarest und stellten die Verbindung zur deutschen militärischen Führung her. Durch Verrat wurde dieser Widerstandskreis von den Russen entdeckt. Mit dem Flugzeug wurden wir im März 1945 nach Moskau gebracht. Dort war ich in den Gefängnissen Lubjanka, Lafortowskaja und Butyrka. Durch ein Sondergericht wurde ich zu zwanzig Jahren verurteilt. Im Frühjahr 1946 kam ich von Moskau ins Straflager Workuta. Hier waren Strafgefangene in sogenannten Regimelagern. Fast alle Nationen Europas waren dort. Der Großteil der Strafge fangenen, die sich hier befanden, waren Ukrainer, Litauer, Letten, Esten, Ungarn, Rumänen, Jugoslawen, Serben, Franzosen, Engländer und Amerikaner. Nach dem Tode Stalins 1953 nahm die Unruhe in den Lagern zu. Eines Tages bekamen wir Nachschub. Es stellte sich heraus, daß es sich um Gefangene handelte, die aus dem Raum Karaganda nach Workuta kamen. Auch in Karaganda hatte es schon Unruhen gegeben. Die Neuzugänge mobilisierten die Gefangenen in Workuta und brachten sie dazu, die Arbeit niederzulegen und zu verlangen, daß alle Prozesse neu aufgerollt würden. Sie verlangten Freiheiten, die wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht hatten. Wir hatten nicht schreiben gedurft und es gab keinerlei Kontakt " Bunan «W » ... V yti r, y aetsöp« 1955 ' Propusk Nr. 828, ausgestellt in Workuta 1955 zur Außenwelt. Wenn wir von der Arbeit aus dem Schacht kamen, wurden die Baracken abgesperrt. In einer Baracke befanden sich zwei- bis dreihundert Leute. Man muß sich vorstellen, was es bedeutet, wenn vier- bis fünftausend Leute auf einen Schlag die Arbeit verweigern. Der Streik breitete sich auf alle Lager aus. Teilweise lebten ja außerhalb vom Lager ehemalige Strafgefangene, die hier zwangsangesiedelt waren. Die verbreiteten die Nachricht in den anderen Lagern. Die Gefangenen aller Lager legten die Arbeit nieder. Im gesamten Kohlengebiet wurde die Arbeit eingestellt. Daraufhin bildete sich ein Streikkomitee und verlangte in sechzehn oder siebzehn Punkten Veränderungen. Dieser Streik dauerte eine Woche. Die erste For 96 derung des Streikkomitees war, es müsse eine Regierungsdelegation aus Moskau kommen und sich die Klagen und Beschwerden der Gefangenen anhören und danach eine Entscheidung treffen. Der Streik wurde so lange weitergeführt, bis diese Regierungsdelegation ankam. Die Leiter waren ein Generaloberst sowie der Kandidat des Zentralkomitees und ehemalige Ankläger in Nürnberg, Rudenko. Plötzlich wurden die Lager von Truppen umstellt. Wir wurden durch Lautsprecher aufgefordert, sofort den Streik zu beenden und zur Arbeit zu gehen, andernfalls würde man Waffengewalt anwenden. Nachdem vorher im Nachbarlager schon Schießereien stattgefunden hatten ßjjjtaH d/i _____________ nicht mehr abgeschlossen. Die Verpflegung wurde besser. Wir brauchten nicht mehr unsere Nummern zu tragen. Als wir von der Regierungsdelegation Adenauers hörten, hofften wir, daß sich für uns weitere Erleichterungen ergeben würden. Durch die Intervention Adenauers wurde nicht nur die Lage der deutschen Kriegs- und Strafgefangenen verbessert, sondern auch der Deutschen, die hei dem Aufstand in Ostdeutschland am 17.Juni 1953 verhaftet worden waren und auch nach Workuta [*] Ruehle.txt ~~ 53 places sollte. - Die Kommunisten behielten recht. Und wir, im Kessel von Stalingrad, löffeln die Suppe aus bis auf den bitteren Grund.“ Die Worte klangen mir noch in den Ohren, als ich zusammen mit dem Oberfeldarzt den Offiziersbunker betrat. Es war ein quadratischer Raum von etwa sechs mal sechs Metern. Den vorderen Teil nahmen eine Eckbank, ein Tisch und einige Hocker ein, alles ziem- 2S Erwin Piscalor (geb. am 17.12.1893 in Ulm b. Wetzlar, verst. am 30.3.1966 in Starnberg); Theaterleiter und Regisseur, kämpfte seit 1920 gegen die Illusionsbühne und für das „proletarische Theater". 1924-27 an der Berliner Volksbühne, 1927/28 am eigenen Theater am Noliendorfplatz. Nach 1933 Emigration: Moskau. Paris und den USA; seit 1951 wieder in Deutschland. 1962 Intendant der Freien Volksbühne Berlin. 24 Ernst Thälmann (geb. am 16.4.1886 in Hamburg, ermordet am 18.8.1944 im KZ Buchenwald). Transportarbeiter, Kommunist. Politiker. 1925-33 Vorsitzender der KPD und Mitglied des Reichstages. 1925 und 1932 Reichspräsidenlsehaftskandidat. 1933-44 im KZ. 71 Genesung in Jelabuga lieh roh gearbeitet. Im Hintergrund bemerkte ich die Umrisse einigt übereinander gebauter Bettstellen. Eine an der Wand hängende Kaf bidlampe warf ein spärliches Licht auf die Uniformierten, die siel’ bei unserem Eintritt von Bank und Hockern erhoben. „Ich darf Sie mit unserem neuen Oberzahlmeister bekannt maz chen, meine Herren“, begann der Professor mit dem Vorstellen30. 7 „Unser erster Chirurg Stabsarzt Dr. Gerlach31, Oberapotheke^ Klein32 * *, der zweite Chirurg Assistenzarzt Dr. Walter, der ZahnarZ* Assistenzarzt Dr. Schrader 3, Unterarzt Dr. Starke, Unterarzt Roth’ und hier, Ihr unmittelbarer Mitarbeiter, Kriegsverwaltungsinspektof Winter35.“ Wir begrüßten uns. Der Stabsarzt, der Zahnarzt und def Inspektor mochten Mitte Dreißig sein, alle andern zwischen fünfund7 zwanzig und dreißig, also in demselben Alter wie ich. Man setzte sich zum Abendbrot nieder. Es bestand aus einet Scheibe trockenen Kommißbrotes und einer Suppe, deren Einlage schlecht zu definieren war. Inspektor Winter erklärte, daß es sich um geschrotete Weizenkörner handelte. Sie stammten aus den von def 71. Infanteriedivision „verwalteten“ Silos. Jeder löffelte stumm. Nach fünf Minuten war die frugale Mahlzeit beendet. Der Oberfeldarzt verabschiedete sich. Er bewohnte einen kleinen Einzelbunker. Stabsarzt Dr. Gerlach und Unterarzt Roth suchten noch einige Schwerverwundete auf. Die übrigen blieben beisammen. Ich wurde gebeten, über Gorodischtsche zu erzählen. Das tat ich denn auch. Die Namen der Angehörigen des Feldlazaretts werden von SanUftz Josef Leitner überliefert, der eine Aufstellung angefertigt hat (Kopie beim Herausgeber). Viele Namen sind auch in den Vermisstenlisten des Suchdienstes des DRK enthalten. ” Josef Leitner erwähnt als Chirurgen: Stabsarzt Dr. Böhm aus Leipzig oder Dresden und Dr. Wilhelm Tretow (geb. am 19.6.1909 in Bök b. Ratzeburg), der als Facharzt für Chirurgie am 26.8.1939 zur Wehrmacht einberufen wurde. Er überlebte den Kessel von Stalingrad, denn ab Mai 194.3 ist er im Robert Koch-Krankenhaus in Berlin tätig. ’2 Pseudonym für Oberapotheker Wilhelm Mündel (geb. am 7.11.1910, vermisst in Stalingrad); Studium in Prag, danach angestellter Apotheker in Reichenberg. Als Kriegszahnarzt wird von Josef Leitner Dr. Kurt Müffer aus Leipzig angegeben, der seit Ende Januar 1943 in Stalingrad vermisst ist. ’4 Josef Leitner führt als Unterarzt nur Günther Kracht (geb. 5.3.1912, vermisst 1.12.1943) an. 15 Kriegsverwaltungsinspektor und Oberzahlmeister des Feldlazaretts 194 war Erwin Schrefeld (geb. am 24.4.1902 in Frankfurt/Oder, verst. am 17.3.1943 im Lazarett des Kriegsgefangenenlagers in Arsk bei Kasan). Vor dem Krieg in Arnstadt tätig. Erstes Kapitel. Das Feuerzeichen an der Wolga Es zeigte sich, daß die Kameraden in Jelschanka keine Vorstellung vom Industrieviertel im Norden der Stadt und von den erbitterten Kämpfen hatten, die sich dort seit August um jede Halle, jedes Haus und jeden Steinhaufen abspielten. In den Gesprächen gewann ich den Eindruck, daß meine neuen Kameraden weniger skeptisch waren als ihr Chef. Gewiß, auch sie litten unter den Hungerrationen und dem Anblick der unabreißbar zuströmenden Verwundeten und Kranken. Jelschanka lag zwar nur eineinhalb Kilometer von der Wolga und zwei Kilometer vom südöstlichen Kesselrand entfernt. Doch insgesamt war es hier bisher ruhiger gewesen als in Gorodischtsche. Nur selten drang der Kampflärm bis hierher. Mitte Dezember lagen im Feldlazarett Jelschanka rund dreihundert Verwundete und Kranke. Seitdem steigerte sich der Andrang sprunghaft. Im Gespräch stellte sich heraus, daß bis Weihnachten höhere Verpflegungssätze gegeben werden konnten, als im Durchschnitt üblich war. Das Feldlazarett hatte Reserven und zog einigen Nutzen aus den Getreidespeichern im Südteil der Stadt. ' ' ' ■ ♦ i Otto Rtihle. Feldpostbrief aus Stalingrad vom 1.1.1943 Ich bemerkte, daß meine wahrheitsgemäß berichteten Erlebnisse die Stimmung dämpften. As [*] Ruehle.txt ~~ 53 places ritisiert besonders die Geistlichen: „Die Pfarrer beider Konfessionen haben hierbei leider eine unwürdige Rolle gespielt. Nicht nur, dass sie ihre Schäfchen um sich sammeln, nein, sie geloben auf den Trümmern der ehemaligen Kirche die Freiheit des Wortes und des Glaubens in der Sowjetunion. Fast alle Pfarrer sind natürlich sofort Mitglied der Antifa ... Viele Mitgefangene folgen natürlich dem Schritt des Pfarrers und schließen sich somit auch dem NKFD an.“ ’ Stuttgarter Nachrichten“ (Heimkehrer beschuldigen Graf Einsiedel) und „Stuttgarter Zeitung“ (Diskussion um das „Nationalkomitee“) vom Montag. 12. Februar 1951. Es muß allerdings angemerkt werden, dass sich Graf Einsiedel wegen des Vorwurfs, die Tätigkeit des NKFD habe in den Arbeitslagern zum Tod von Zehntausenden geführt, in Stuttgart selbst anzeigte. Einsiedel hat die sowjetischen Greuel in Ostpreußen erlebt und sich danach nicht mehr als Frontbevollmächtigter des NKFD einsetzen lassen. Dies mag auch einer der Gründe für sein späteres Übertreten in den Westen gewesen sein. 7 Bericht von Oberleutnant Theodor Müller in der Divisionsgeschichte der 295. LD.. S. 1195 518 Nachwort: Die Angehörigen des Nationalkomitees ..Freies Deutschland" Dass die Mehrzahl der Pfarrer dem NKFD beitraten, war aus zwei Gründen einleuchtend: Viele von ihnen waren schon vor dem Krieg im Kirchenkampf mit dem NS-System aneinandergeraten; und die Sowjets stellten ihnen in Aussicht, in den Lagern unbehelligt ihre Gottesdienste abzuhalten. Über ihre Beweggründe soll hier stellvertretend für die Befürworter des NKFD einer der führenden Pfarrer, Johannes Schröder, zu Worte kommen:8 „Dann kam das Düsterste: Es ging uns wie unserm Volke, als es von Belsen, Auschwitz, Buchenwald hörte. Kameraden aus rückwärtigen Diensten, Ortskommandanten, Werkstattkompanien berichteten über Leichenfelder bei Krasnodar (40.000), Charkow (80.000), vom Gas wagen, dem , Seelen Würger’, berichten von Minsk, dem Judenzug, Kiew und Babij Jar (Krummacher, Generalsuperintendent9), Tarnopol - die Rechnung für die Kugeln, mit der die Juden erschossen sind, wird vom SD an den Judenrat geschickt. Was wir hier hörten, war nicht ,Feindpropaganda’, sondern Zeugenberichte, Befehle (Stahlschränke von Kochs Zivilverwaltung von Nikolajew usw.) - Brandmarkung von Kriegsgefangenen mit glühendem Eisen. Eins wurde klar: wenn dieser Krieg sich über die Reichsgrenzen wälzt, dann Gnade Gott Frauen und Kindern ... Und dass er es würde, das war damals jedem einsichtigen Militär klar. Vor diesen unverrückbaren Tatsachen hieß die Frage nicht mehr: Dürfen wir reden, * Johannes Schröder. „Stalingrad. Erlebnis und Aufgabe. Stalingrad, das Mahnmal zum Frieden“. Unveröffentlichtes, handschriftlich vom Verfasser korrigiertes Typoskript. Archiv des Kathol. Militärbischofs, Best. Sg Kayser. Nr. 22; Kopie b. Hrsg. 9 Friedrich-Wilhelm Krummacher (geb. am 3.8.1901 in Berlin, verst. 19.6.1974); sein Vater war Hofprediger an der Kaiser-Wilhelni-Gedächtniskirche. 1919-22 Theologiestudium in Berlin. Tübingen und Greifswald; 192.3 erstes theolog. Examen in Berlin, anschließend Vikar in Neuruppin. 1925 zweites Examen. 1927 Promotion in Tübingen. 1928-3.3 Pfarrer in Essen-Werden. 1933 NSDAP; 1934-39 Personalref. bzw. Oberkonsistorialrat im Kirchl. Außenamt; ab 1939 Kriegsdienst als Laz.arett-und Divisionspfarrer. In Sowjet. Kriegsgefangenschaft maßgeblicher Protestant. Mitarbeiter des Arbeitskreises für kirchl. Fragen im NKFD. Im Mai 1945 Rückkehr nach Deutschland im Gefolge der „Gruppe Ulbricht“. Gemeindepfarrer in Berlin-Weißensee und bis 1945 Superintendent des Kirchenkreises Berlin-Land. Oberkonsistorialrat in der Kirchenkanzlei der EKD und 1946-55 Generalsuperintendent in Berlin. 1955-72 Bischof der Pommerschen Ev. Kirche mit Sitz in Greifswald; 1960-68 Vors. der Konferenz der Ev. Kirchenltg. in der DDR, 1957-70 Mitgl. des Exeku-tivausschusses des Luther. Weltbunds, ab 196) des Rats der EKD. 519 Genesung in Jelabuga sondern: dürfen wir noch schweigen?? Schweigen als Deutsche, als Soldaten, als Christen, als Amtsträger unserer Kirche?? Als Deutsche und als Soldaten, hinter derem lebendigen Schutzwall sich diese Dinge vollzogen hatten, war klar: Hier musste für Deutschland vor der Welt gesprochen werden. Es gibt zwei Deutschland; das deutsche Volk ist mit Hitler nicht identisch, und das deutsche Volk ist das erste Opfer Hitlers ... Als Christen und Pfarrer unserer Kirche erkannten wir: Jetzt ging es um etwas anderes, als vorher im sogenannten Kirchenkampf. Damals ging es um Freiheit unserer evangelischen Verkündigung, um Geltung der Gebote Gottes in unserem Volk. Hier hatte die Kirche nur eine Waffe zu führen: Bekennen und leiden! Heute aber war ,unser Nächster’ unter die Mörder gefallen; die Obrigkeit war nicht mehr die ,gottgesetzte Ordnung’, sondern sie wurde zum willkürlichen Tyrannen, der ohne Recht und Gesetz Leben und Freiheit im Bereich seiner Macht kaltblütig in einer wohldurchdachten Maschinerie des Todes millionenfach erstickt. Sie war [*] Frankenberg.txt ~~ 52 places Einfluß als Chef des Stabes der Heeresgruppe Nord ein, um diesem sinnlosen Blutvergießen ein Ende zu bereiten. Setzen Sie Ihren ganzen Einfluß ein, daß die Heeresgruppe Nord kapituliert, und kommen Sie zu uns herüber. Ich bin mir klar darüber, daß ich etwa« für den Soldaten und Offizier ungeheuer Schweres von Ihnen verlange, aber außergewöhnliche Lagen verlangen außergewöhnliche Entschlüsse, und schließlich sind alle die Greuel und Schandtaten, nicht zuletzt das Aufhängen von Feldmarschällen und Generalen, noch viel ungeheuerlicher als der Schritt, zu dem ich Ihnen aus heißer Liebe zu meinem Volke und Vaterland, an deren Wiederaufbau ich mich noch einmal beteiligen zu können hoffe, raten kann. Erhalten Sie Ihre braven Soldaten dem Vaterlande und verhindern Sie weiteres und sinnloses Blutvergießen. Ihr Hoffmeistet Abschrift im Besitz des Verfassers. I V« ' Verfassers in der Zeitung „Freies Deutschland“ les „Imperium Romanum“ itembcr 1943 kapitulierte Italien bedingungslos, das dcutsch- ■ Militärbündnis wurde damit liquidiert, die englisch-amcrika-‘uppentcilc begannen das Land zu besetzen. Italien als Macht-ctdet im Mittelmecr und in der „Festung Europa“ aus. Um die ler Katastrophe Italiens zu erkennen, ist cs notwendig, die mili-intwicklung vom Jahre 1936 an zu untersuchen. lern Jahre an betrieb Mussolini die Vereinigung der italienischen h Eritrea und Somaliland durch Eroberung Äthiopiens, er besetzte cl, gründete das Imperium Romanum, sprach vom Mittelmeer als larc nostrum“ und stellte vor der Welt, insbesondere vor England änkreich, die „Kraft und Stärke Italiens“ zur Schau. Anschließend ein Teil der italienischen Truppen, vor allem faschistische Schwarz-n, nach Spanien umgeleitet, um dort eine Italien befreundete Rcgic-ln die Macht zu bringen. Als dies gelungen war, wurde im April 1939 iien okkupiert, um die Adria zum „Mare nostrum“ zu machen, hohn-'ncl auf den Mißerfolg der Sanktionen hingcwicscn und in verstärktem e eine militärische Macht vorgetäuscht, die in Wirklichkeit niemals landen war. rum trat Italien im Juni 1940 in den zweiten Weltkrieg? Mussolinis le waren wiederum rein imperialistischer Natur. Er forderte Korsika ’l Tunis von Frankreich und beabsichtigte, England den anglo-ägyp-chen Sudan und das Protektorat über Ägypten zu entreißen, dazu die ehrheit in der Suez-Kanal-Gesellschaft zu erzwingen, wenn nicht sogar :n Besitz des ganzen Kanalgebietes. Daß Äthiopien mit der Einnahme on Britisch- und Französisch-Somaliland „abgerundet“ werden sollte, ver. tand sich von selbst. Diese in nordsüdlicher Richtung verlaufende Expansion Italiens mußte zwangsläufig den West-Ost-Weg Englands nach Indien über Gibraltar, Malta, Suez und Aden zerschneiden, desgleichen Frankreichs Widerstand mit Recht herausfordern. Im Glauben, sehr geschickt zu handeln,'stürzte sich Mussolini in maßloser Überschätzung der eigenen Kräfte in einen ungerechten Angriffskrieg; noch vor Abschluß des Feldzuges wollte er den schwerverwundeten Franzosen bestehlen. Im zweiten Weltkrieg hatte Italien zu Lande zunächst drei Fronten: in Frankreich, Libyen und Äthiopien. Seine Armee und deren Bewaffnung 353 reichten hierfür von Anfang an zahlenmäßig nicht aus. Seine Luftwaffe seit dem Spanienkrieg nur unwesentlich verbessert, hätte höchstens die langen Küsten wirkungsvoll schützen können. Seine Flotte dagegen »ar für die Mittelmcervcrhältnissc von beachtlicher Stärke: sechs SdJacht schiffe, viele Kreuzer und Zerstörer, über 100 U-Boote. Aber sie demo«' strierte eine „Fleet in being ‘ und besaß, von einigen Einheiten abgesehen wenig Angriffsgeist. Die Kricgshandlungcn Italiens in Frankreich waren kurz und von J’, ringem Erfolg. Die italienischen Truppen in Äthiopien, von jeder u abgeschnitten, jämmerlich versorgt, ohne Brennstoff für die Lu führten nach anfänglichen Offensivstößen und kurzer Besetzung von tisch-Somaliland gegen die konzentrischen Angriffe südafrikanische* britisch-australischer Streitkräfte ihre immer schwächer werdende^^ teidigung am Rande des Kriegsgeschehens durch. Der Herzog von kapitulierte, und der Negus Hailc Selassie zog erneut in Addis Zum Gespött der Welt blieb der König von Italien weiter Kaiset Äthiopien. Es gab jetzt nur noch zwei Fronten von Bedeutung. Libj'* Basis gegen Ägypten und Suez sowie das Mittelmeer mit der Ins Malta und der englischen Flotte. Auf beiden Fronten fiel die Ents e gegen Mussolini und führte die Niederlage Italiens herbei. In Libyen begann Marschall Graziani nach dem Tode Balbos eine Ofca' sive, die schon im Sommer 1940 bei Sidi el Barani steckenblieb. Es zeigte sich, daß Bewaffnung und Ausrüstung der italienischen Kolonialat®ee unzureichend waren. Zum ersten Male trat Malta, der englische Flotten-und Luftstutzpunkt, als Flankcnbedrohung des Nachschubweges über See entscheidend in Erscheinung. Im November 1940 stellte sich die 8. en&' lische Armee unter Führung des Generals Wavell in Ägypten zum Ängt‘» bereit und schlug Graziani schwer, nahm Tobruk und Benghasi und km» erst durch schwie [*] WernerGerlach.txt ~~ 52 places Jahre danach - Bericht eines Augenzeugen. Unveröffentlichtes Vorlragsmanuskripl. Bonn 18.1.1983 KannnichU Joachim (Hrsg.): Alle Kameraden. Berichte über Kampf. Begegnungen. < )pler. Gefangenschaft. Danach. Karlsruhe 1991 Karner, Stefan: Im Archipel GUPVL Kriegsgefangenschaft und Internierung in der Sowietunion 1941-1956. Wien/Münchcn 1995 Kehrig. Manfred: Stalingrad. Analyse und Dokumentation einet Schlacht. Stuttgart 1979 Kisters, Werner: Kiner vom Jahrgang 25. Jugend - Krieg Gefangenschaft -Familie. Krefeld 2002 Klaus Fdgar Durch die Hölle des Krieges. Erinnerungen eines deutschen Unternehmers an Stalingrad. Gefangenschaft und Wiederaufbau. Berlm 1991 Klee. Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 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Abgesehen von unserem Heimatland Sachsen ist uns Ostpreußen. das uns bisher so fremd war. während des Aufenthaltes so ans Herz gewachsen, daß wir zusammen mit vielen anderen um dieses verlorene deutsche Gebiet wertvoller historischer und kultureller Vergangenheit, die uns auf Schritt und Tritt begegnete, trauern. Nach Deutschlands Niederlage im zweiten Weltkrieg haben wir es endgültig an die Sowjetunion und Polen verloren. Im ersten Weltkrieg waren die Russen zweimal in Ostpreußen eingebrochen, und nach der Ordensritterzeit übte Polen jahrelang die Obrigkeit aus. Dieses so anmutige Land reichte vom Danziger Werder bis zur Routinier- und Johannisburger Heide, von der Seenplatte der ..tausend Seen" in Wirklichkeit sind es über 3000 Seen, miteinander durch einzelne schill-bare Kanäle verbunden - und den tiefen Wäldern Masurens. vom l-rischen Haff über die Bernsteinküste des Sanilandes. Cranz und Rauschen zu den Wanderdünen auf der Kurischen Nehrung, der Vogelwarte Rossitten bis zur Tilsiter Niederung mit seinem Elchrevier. Es war ein Land der Gegensätze sowohl mit seinem urwüchsigen, schweren, zuverlässigen Menschenschlag, einer im Laufe der Zeit entstandenen Mischung aus den Ureinwohnern, den Pruzzen. und den zugewanderten Ordensrittern, den Siedlern, emigrierten Salzburgern. Schweizern. Eranzosen, Polen u. a.. als auch in seinen Naturgewalten. den heißen Sommern mit den hellen Nächten, der beißenden trok kenen Kälte mit dem berstenden dröhnenden Eis auf den großen Seen, dem 172 Werner (icrlaeh Mauer-Spirding’Löwentinsee. aut den Müssen Memel und Nogat. Ein Land von überraschender Weite, aufgeteilt in ausgedehnten herrschaftlichen Landbesitz, wie den der Eürslen und Grafen Dohna, Dönhoff. Lehndorff, um nur einige zu nennen, und in initiiere und kleinere Güter. Welch’ großzügige, selbstverständliche Gastfreundschaft ist uns überall bei unserem Jagdreiten und den beschwingten Par-Dislance-Ritten. auf dem Heimmarsch vom Übungsplatz Arys. während der Manöverzeit zuteil geworden, wenn wir in abgelegenen Orten Masurcns. deren ..Namen keiner mehr kennt" (Dönhoff) int Quartier lagen. Kamen wir an den Stätten alter Zeiten vorbei, den Burgen, den Irühercn Kamplleldern bei lannenbctg und seinem neuerbauten Ehrenmal oder nach Königsberg, so ergab es sich von ganz allein, daß man sich mit der wechselhaften Geschichte Ostpreußens beschäftigte. Die Erinnerungen an dieses kostbare Kleinod aulicchten Deutschtums werden immerfort in uns. die es kennen lernen konnten, halten bleiben, und einiges aus seiner großartigen Geschichte soll auch in diesem Bericht festgehalten werden. Als Hermann von Salza, ein wahrer deutscher Edelmann, mit seinem Deutsch-Ritterorden in Einverständnis seines Kaisers f riedlich II.. dem Staufer, dem Angebot des Herzogs Konrad von Masowien. ihm im Kampl pegen die wilde Kraft der heidnischen Pruzzen zu helfen, folgte, erhielt det Orden zum Dank 1225/26 das Kühner Land. Im Zeichen seines Banneis. das schwarze Kreuz auf weißem l eid nunmehr mit dem Adler, das eigne Wappentier des Staufeis. das der Kaiser hierzu dem Orden verliehen halte.1'2 kolonisierte und verwaltete der Orden das Land, das seinerzeit in eil Gaue aufgeteilt war. Er baute Städte und Straßen und brachte den Handel mit den westlichen und nördlichen Staaten in Gang. Er schul zum Schulz und Trutz gegen Einfälle fremder Völker eine Reihe Burgen, darunter die 1276 gegründete einmalig schöne Marienburg mit ihrem prächtigen weltbekannten Rempter. Dorthin wurde 1309 von Venedig der Sitz des Hochmeisters. der nunmehr Eürstenrang erhielt, verlegt. Der Reiz der Marienwerder Burg (1233) in meiner Garnisonsstadt bestand in ihrem weilausladenden ..Dansker." Das war ein breiter Brückensteg, der von der hochgelegenen Seite der Burg wagrecht ins Ta) hineinragte und am Ende durch einen entsprechend hohen und starken viereckigen Steinpfeiler abgestülzl w urde. Der Zweck des Danskers: Zu beiden Seiten eine weile Sicht und am Enric des Am Hule des Ordensstaates 1525 übernahm Albrecht um Hohcnzollem den Adler in sein Wappen. Aul diesem Umweg ist der von l-riedrieh II gestiftete Adler zum Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschlands geworden t riedueh III.. Kurfürst von Brandenburg, erhielt gegen .Stellung eines Hilfskorps von 8.000 Mann von Kaiser lx'o|X>kl von Österreich 1700 die Erlaubnis. sich wegen seines souveränen Herzogtums Preußen krönen zu lassen Er krönte sich 1701 in Königsberg selbst und hieß von da ab [*] Wahl.txt ~~ 50 places litärverwaltung wahrgenommen. In diesen Gebieten blieb es bis auf eine gewisse Beunruhigung durch Partisanen weitgehend ruhig. Fine kriegsentscheidende Bedeutung kam der Partisanentätigkeit in den Jahren 1942 und 1943 aber nicht zu. Die im Hinterland liegenden Versorgungseinheiten waren nicht gefährdet. 393 Im Frühjahr 1943 kam Bewegung in diesen Stellungskrieg. Durch Einbrüche sowjetischer Truppen im Westen und Südosten von Rshevv war im Laufe der Zeit ein weit in das sowjetische Gebiet hereinragender Frontbogen entstanden, der mehrere deutsche Divisionen band, die die deutsche Führung gerne an anderen Stellen eingesetzt hätte. Weil Hitler im Gebiet um Kursk herum eine Großoffensive plante, gab er widerwillig die Erlaubnis zur Räumung dieses Frontbogens, der die Frontlinie um einige hundert Kilometer auf die sogenannte „Büffelstellung'' verkürzte. Durch diese planmäßige ,,Büffelbewegung“, bei der auch die sowjetische Zivilbevölkerung mit zurück und ihre Dörfer evakuieren mußte, gelang es. mehrere Divisionen aus der Front herauszulösen und in den Südosten zu verschieben. Dadurch war die Front aber aufgrund der Räumung solcher Städte wie Wjasma und Gshatsk bedrohlich nah an Smolensk herangekommen. Nach der Niederlage bei der Panzerschlacht von Kursk im Juli 1943 ließen die Folgen auch nicht lange auf sich warten: Durch erneute Großangriffe sowjetischer Truppen östlich von Smolensk, bei Jelnja und südlich von Roslaw l steigerte sich der Druck auf die ausgedünnten deutschen Linien, und die Lazarette von Smolensk und Roslawl lullten sich ab August 1943. insbesondere nach der Schlacht bei Jelnja nordöstlich von Roslawl, mit zahlreichen Verwundeten. Erneut rang die deutsche Generalität Hitler die Zustimmung zu einer weiteren Rücknahme der Front ab. und zwar auf die sog. „Panthersteilung“ westlich der weißrussisch-russischen Grenze. Die Kriegslazarette von Smolensk und Roslawl waren schon einige Tage vorher zurückverlegt und durch Feldlazarette der kämpfenden Divisionen abgelöst worden. Nachdem sowjetische Truppen die Eisenbahnlinie Smolensk-Roslawl überschritten hatten, wurde Smolensk in der Nacht zum 25.9.43 endgültig geräumt. Danach war die Kraft der angreifenden Roten Armee erschöpft. Nach der Einnahme von Gomel am 26.1 1.1943 stellte die „weißrussische Front“ ihre Offensive ein. Das Rückwärtige Heeresgebiet wurde aufgelöst und den Armeen unterstellt, westlich davon blieb das durch nationalsozialistische Beamte verwaltete Reichskommissariat Weißruthenien, durchsetzt von ausgedehnten Partisanengebieten und Sümpfen. Der Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 Im Winter 1943/44 hatte die Rote Armee in mehreren Offensiven versucht, den neuen Front-Bogen von Witebsk (3. Panzerarmee unter Generaloberst Reinhardt) aufzurollen. Nachdem das nicht gelungen war, verlagerte sich der Angriffsschwerpunkt nach Süden an die Nahtstelle zwischen den Hee 394 resgruppen Mitte und Süd. Es gelang der Roten Armee, bis fast an die polnische Grenze vorzustoßen und Kowel einzunehmen; die Angriffsspitzen bewegten sich auf Brest-Litowsk zu. In dieser Situation glaubte die deutsche Führung an einen Großangriff von Süden her, um die Heeresgruppe Mitte von Südwesten her einzukesseln. Es wurden Kräfte in diesen Raum umgruppiert. Tatsächlich erfolgte der sowjetische Großangriff unerwartet von Osten her: Zum 22. Juni 1944, zum 3. Jahrestag des deutschen Angrif fs auf die Sowjetunion, hatte Stalin den Beginn der Offensive befohlen. Die verbliebenen Kräfte der Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Busch, der während der Kämpfe von Generaloberst Model abgelöst wurde, waren hoffnungslos unterlegen. Zudem hatte Hitler sich diesmal geweigert, die Front zurückzunehmen, und befohlen, Städte wie Witebsk, Borissow und Bobruisk zu Festungen zu erklären und zu verteidigen. Der sowjetische Angriff erfolgte auf ganzer Frontbreite mit überlegenen Kräften: 2,2 Millionen Mann mit 5.200 Panzern und 6.000 Flugzeugen hatten die Deutschen nur 4 Armeen mit 400.000 Soldaten zur Verteidigung entgegenzusetzen. die sich einer solchen Übermacht gegenüber in einer hoffnungslosen Lage befanden, nicht nur wegen ihrer materiellen Unterlegenheit, sondern auch noch dadurch, daß Hitlers unsinnige Haltebelehle sie jeder operativen Freiheit beraubten und dadurch in ihrer noch verbleibenden einzigen Möglichkeit, der taktischen beweglichen Kampf tuhrung, behinderten. Ein großer Teil der Divisionen war an feste Plätze gebunden. Sie hatten die Aufgabe, große Teile der feindlichen Truppen zu binden. Fis kam, was kommen mußte: Die Sowjets dachten gar nicht daran, gegen diese Plätze anzurennen, sondern umgingen sie weiträumig und schlossen die große Masse der deutschen Divisionen mit ausgreifenden Zangenbewegungen ein. Es folgte das größte Desaster der Kriegsgeschichte, das Cannae der Heeresgruppe Mitte, das in einer vollständigen Vernichtung der Heeresgruppe und der vollständigen Besetzung Weißrußlands durch die Rote Armee endete. Die furchtbare Bilanz: Von 38 eing [*] Frankenberg.txt ~~ 49 places rige Nachschubverhältnisse in der El-Agheila-SteH»"? zum Stehen. Trotzdem Italiens Kräfte an dieser so entscheidenden $tel e zu schwach waren, begann Mussolini den abenteuerlichen Überfall *ut Griechenland im Oktober 1940, der bis vor die Tore Tiranas in Mdalbanien zurückgeschlagen wurde. Zugleich verfügte er die Teil»»’’®6 eines Luftwaßenkorps am deutschen Luftkrieg gegen England, die ebenfalls unter Verlusten kläglich scheiterte. Die Zerfahrenheit der strategischen Führung und die Zersplitterung schwachen Kräfte wirkten sich von Anfang an aus. Italien rief um Hd und das deutsche Afrikakorps, deutsche Luftstreitkräftc, griffen ein, gleichen deutsche Armeen auf dem Balkan. Mit der Besetzung Gti^' lands und Kretas und der Offensive Rommels im Frühjahr 1941 General Wavell, die bis übet die ägyptische Grenze bei Sollum führte, '"«de zunächst eine Lage geschaffen, die Voraussetzungen zu bieten schien, ««»mehr mit der Einnahme Alexandrias und des Suezkanals einen entladenden Sieg zu erringen. Aber die deutsche Führung war nicht im-!tande, den Nachschub über See durch die Wegnahme Maltas sicherallen. Es wurde nur eine Sperrung der Straße von Sizilien und eine ■^eise Blockade Maltas erreicht. Zu mehr reichten die Kräfte nicht aus, k‘eit Juni 1941 der Angriff gegen die Sowjetunion die gesamte We r-äiacht gebunden hatte. Der Irrsinn eines Zweifrontenkrieges in Rußlan “nd in Afrika begann. Sommer 1941 brachte Erfolge in Rußland und Stillstand in Afrika. Eine Front hing von der anderen ab. Der Winterkatastrophe vor Moskau 'Öhte sich in Afrika mit dem Angriff des Generals Auchinlcck die Niedcr-agc Rommels an. Die italienische Flotte war nicht in der Lage, die See iu ^herrschen, und die Aktivität der englischen Luft- und Sccstrcitkräfte V°n Malta brachte den Nachschub für die Armee Rommels in eine bedrohliche Lage. ^on Januar bis April 1942 wurde eine energische Bekämpfung unu B1°dtade Maltas durch deutsche Flugzeuge durchgeführt. Am 28. April 1942 hatte die Besatzung von Malta fast alle Flakmunition verschossen, ®ast kein Flugzeug vom Muster Spitfirc war einsatzbereit, die Invasion ^urde erwartet, und — sie kam nicht. Das Marne-„Wunder von 1914 w*edetholte sich 1942 im Mittelmeer, weil die Kräfte zu zersplittert und *”dit ausreichend waren. Obwohl Malta kampffähig blieb und sich sehr bald wieder gegen den achschub bemerkbar machte, trat Rommel zur Offensive an, die die Ent-dle*dung in Ägypten bringen sollte. Er nahm Tobruk, schlug General Au i di r Ärzte-Kommission inub’tcit sich doch alle Gefangenen sämtlicher Be- kleidung entledigen. Wenn das ganze l ager bei jedem „Grofs-Dawai" völlig auf den Kopf gestellt wurde, wie konnte die Kamera dabei unentdeckt blei-ben? Und wie konnten die Negative ans der Sowjetunion herausgebrach t werden ? [*] WernerGerlach.txt ~~ 49 places n51 (jnterms Dr. Moegen (Augenarzt). Dr. Stuhlmann. Dr. Hein. Dr. Wagner5', pr. Gre dem Medizinstudenten Degel1' und mir als Ha/s-Nasen-Dhrenarz* arbeitete im Labor und versah die Jahre über seinen Dienst zur Zufriedenheit seiner Chefin. Dafür schützte sie ihn vor Lagerabsw"ungc und der eine oder andere von uns gab ihm einige medizinische Fortü'dung-stunden. Heule ist unser Kamerad Degel ein anerkannt guter Orthopadi Spüler nach Abgang der bisherigen Chirurgen wurde der Kreis ergän durch Dr. Brandenburg11 (Chirurg), einen Gynäkologen und eine” ^a,r arzt”. Drei Ärzte will ich übergehen, da sie Handlangerdienst für dw’ ' leisteten oder als ehemalige N.SDAP-Milglieder jetzt den Sowjets ihrc -r-uenteilige" Gesinnung durch Bespitzelung anderer Kameraden jw’weisc mußten.56 Als Ärzte im Einsatz erhielten wir neben der Unterkleidung y|s erste-einen ..Chalat“. eine Art Morgenrock oder Bademantel, später regelrech:. weiße Ärztemäntel. Im Laute der Zeit gelang es uns, eine aus eine*” tärstoff umge.schneidcrte Tuchhose zu bekommen, dazu ein Paar Tufhscht s' |)r Hans Hermann lx>ckemann (geb.8.2.1900 in Hannover-Manenwerder, verst. 8 .3 Springe Lüdersen) war Internist in einer der beiden Sanitätskompanien der 71. Infanterie^'' ston: schon im 1 Weltkrieg Soldat. Studium in Göttingen und Würzburg. Promotion i'1 Gatt'' gen. Assistenz u. Oberarzt in einer Klinik in Königsberg. 1936-1980 Praxis für Inne11' zin in Hannover (bis aul die Kriegs- und Gefangenenjahre). Dr Wolfgang Wagner (geb. 19 10 19(6) war in Stalingrad Truppenarzt beim Wert erreg i ment 2; Studium in Heidelberg. Hamburg. Düsseldorf. Ex. u. Promotion 1940 in München Jahre Kriegsgefangenschaft: danach chirurg. Ausbildung an der Medizin. Hochschule Lübeck Bis 1984 Chirurg mit Belegbetten in Lübeck, wo er heute lebt Veröffentlichung üf*-'1’ Erlebnisse in Peter. Erwin. Von Workuta bis Astrachan. GTaz/Stuttgart 1998. Über Hans Dcgcls Erlebnisse siehe entsprechendes Kapitel in diesem Band Dr. Alfred Brandenburg (geb. 30.11.1900, verst. 12.11.1981 in Düsseldorf) war nicht 1 Kessel von Stalingrad. Studium in Maiburg. Würzburg. München; Ass.Arzt im Krhs. Sch"--hing, vordem Krieg bereits Eacharzt für Chirurgie u Gynäkologie, nach dem Krieg gynäkt’k'v. Bclegpraxis in Düsseldorf. Der Zahnarzt war Dr Johannes Rarisch (geb. 15 12.191 I, verst. 2003 in München) "'n du. Sanifälskompaniu der 153. Infanteriedivision, der am 9.5.1945 in Deutsch-Bnxl in sowjetjwh.. Gefangenschaft geraten war Approbation als Zahnarzt 1936. danach wg. Kriegsausbru< •’ unbecndclcs Medizinstudium. Nach der Entlassung aus Sowjet. Kriegsgefangcn*cha (16 II 1949) Ass. an der Abteilung für zahnärztl. Prothetik an der Friedr.-Wilhehn-l 1,1 ' Berlin. 1951 an der EU Am 1.4 W7l zum Prof, ernannt, bis 1977 Lchivr für Zahnpmthci'k 1976 Ehrennadel der deutschen Zahnärzteschaft, zuletzt tätig in München. Sf> Dies wird z 7. von anderen Kollegen bestritten Es handelt sich um den bereits in der I leitung erwähnten Dr. Romuald Michalik und um Dr. Edgar Schafft (geb.26.4 J9O4 in Halle verst 28.2.1978 in Halle): Studium in Erlangen und Halle. Eacharzt Gynäkologie am St. B « bara Krhs Halle, vor d. Krieg Praxis in Torgau und anschließend Chefarzt der gyn. Ableihm?. des St Barbara-Krhs Halle. Unterbrechungen durch Kriegsdienst. 1942 endgültig zur Weh macht. Nach der Rückkehr aus sowj. Gefangenschaft wieder Chefarzt am St. Barbara-Krh* Der dritte Kollege war Dr. Otto /art mann (Fußnote siehe unter Kapitel Degel). 96 Wenter l ici•lach he mit abgefahrenen Autoreilensohlen und vielleicht ein Hemd mit Kiagen. Unsere Handwerker drechselten uns bald Holz-Stethoskope, und wii fingen an. auf den zugewiesenen Stationen zu arbeiten. In einem Krankenzimmei waren wir allein oder zu zweit mit den Kranken unleigebiaehl. Jedet von uns verfügte über ein Bell und einen Nachttisch. Wir waten natürlich den sowjetischen Ärztinnen. Ärzten und Schwestern, die lür die jeweilige Station und den Krankenzimmern verantwortlich zeichneten, unterstellt und aul ihre Anordnungen angewiesen. Hie Namen dieser Kolleginnen und Kollegen sind mir nicht mehr erinnerlich. Sie spielen auch keine Rolle, nut unsere gemeinsame ärztliche Tätigkeit im Wolsker Hospital soll erwähnt weiden. Ich begann meine Tätigkeit mit meinem Kameraden Dr. Otto Schül-kcs?. den ich vom Urnen-Lagcr Rudnja her kannte. Er war Bataillonsarzt bei der 305. Infanterie Division gewesen. In unserem last quadratischen Ktan-kenzimmer hatten wir vorwiegend Dystrophikcr mittleren Grades zu bettelten. Sie lagen längs der Wand auf Holzpritschen, die schwerer Kranken in Betten. In der Mitte blieb ein kleiner viereckiger Raum Irei. wohin wir den l isch, zwei Stühle, die zwei Nachttische und unsere Betten so postierten, daß wir ein kleines Reich für uns hallen. Trotz des größeren Altersunlei-schiedes und mancher verschiedener Auffassungen war unsere Zusammenarbeit so harmonisch, daß wir. als wir uns nach vielen Jahren wiedersahen. gern davon sprachen. Es lag wohl hauptsächlich daran, daß ich Dr. Schül [*] Sasse.txt ~~ 48 places . Hier waren die Kriegsgefangenen ebenfalls in massiven Steinhaufen untergebracht, im Bischofspalast, m Gebäuden der bischöflichen Verwaltung und in ehemaligen Handelshäusern. In beiden Lagern zusammen waren bis zu 6000 Gefangene interniert, hauptsächlich Deutsche, in weit geringerer Zahl auch Ungarn, Italiener und Japaner, jelabuga wurde als Offizierslager bezeichnet, was der Besetzung grob entsprach, obwohl auch Mannschaftsangehörige in kleineren Kontingenten zur Belegschaft gehörten. Zu ihm gehörten einige leillager, Filialen, u.a. Kosyltau und Selenodolsk, wo sich Sasse ebenfalls eine Zeit-lang aufbielt. Seme Eotos stammen aus diesen drei Lagern, ausgenommen die schon vorher in Ostpreußen und auf einer Zwischenstation während der Fahrt nach Jelabuga entstandenen. Die ersten sieben bis acht Eotos des fünften Films hat Sasse in Kolomna bei Moskau und Jarzewo, 300 km westsüdwestlich von Moskau, an der Eisenbahnlinie nach Minsk, aufgenommen. Sie sind mit der Minox und dem eingelegten fünften Film in Jarzewo bei einer von Sasse, wie er selbst einräumt, nicht rechtzeitig als Gefahr erkannten Filzung „kassiert“ worden -so hieß das im Gefangenenjargon. Wenn auf der Landkarte von Rußland (Abb. S. 269) auch alle weiteren Lagerstationen Sasses markiert sind, Merefa, Pokatilowka, Charkow, Bogdanow und Rostow in der südlichen f Ikraine, darf das nicht irritieren. In diesen Lagern sind keine Fotos mehr von Sasses Hand entstanden. < Chronologisch ergibt sich grob eine I lalbie-rung von Sasses gesamter Kriegsgefangenenzeit. Die Fotos wurden zwischen April ’45 und Juni/Juli ’47 aufgenommen. Sasses Gefangenschaft endete aber erst kurz vor Weihnachten ’49. Von Rostow aus wurde er in die Heimat entlassen. Der Rücktransport führte über Brest, Frankfurt an der Oder und Nordhausen nach Westdeutschland. Wir wollen fest halten: Unter rund 3500 I laupr- und leillagern und ebenfalls als Lager eingerichteten sogenannten „Spezialhospitälern“ ist nach 12 unseren Erkenntnissen kein zweites Lager aut sowjetischem Boden so umfassend von einem deutschen Kriegsgefangenen fotografisch dokumentiert worden. Ich weiß, daß’ Klaus Sasse so grellfarbcne epiteta ornantia wie z.B. ‘sensationell’ überhaupt nicht mag. Da bringen sich wohl auch hanseatische lügenden in Erinnerung. Wenn aber Einmaligkeit em wichtiges Kriterium des Sensationellen ist, dann ist seine Eotodokumentation eben doch und durchaus sensationell! Die Motive und ihre Auswahl Was ist nun auf den Eotos zu sehen? Welche Motive hat Sasse gewählt und, die schwierigere Erage, wie kam es zu dieser Auswahl? Es wäre ein Irrtum, davon auszugehen, daß Sasse nur einem festgelegten Konzept seine fotografischen Aktivitäten aufgenommen hätte. Er selbst schreibt: „Ich war zunächst ohne jede Vorstellung, was ich mit der geretteten Eotoausrüstung tun sollte“'. Von Spionageabsichten, die man ihm noch heute unterstellen könnte und in einem Einzelfall auch unterstellt hat1", muß er sehr weit entfernt gewesen sein. Dagegen sprechen schon seine zahlreichen Selbst-porrraits und etliche Eotos mit absolut harmlosen Motiven. Weiterhin stellt er fest: „Obwohl meinem Fotografieren kein Plan zugrunde lag, vermitteln die Bilder am Ende doch einen Eindruck von dem Gefangenenleben in den Lagern Jelabuga und Selenodolsk“ (und dem nahe bei Jelabuga gelegenen Kosyltau, Vf.). Dieser Beurteilung ist ohne Einschränkungen zuzustmunen. Sasse hat mit seiner Kamera wesentliche Szenen des Lageralltags festgehalten, soweit das aus der jeweiligen Situation heraus und auch technisch möglich war. Ohne Blitzlicht mußten Aufnahmen innerhalb der Gebäude fast ganz ausscheiden. Nur in vereinzelten Fällen sind Innenaufnahmen bei ausreichenden Lichtverhältmssen geglückt (Abb. 56). So reflektieren seine Eotos das Lagerdasein zur lägeszeit und unter freiem Himmel. Was diese lages-szenen hergeben, läßt zwar mehr überall auf einen durchdachten Plan schließen, wohl aber überwiegend auf eine gezielte Auswahl: Versammlun- '■> Zitat aus Sasse, Nachtrag..., wie Anin. 7. 10 Ein Museuinsbesucher, den ich durch die Ausstellung führte, ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen, daß Sasse zumindest einen feil seiner Eotos mit .Spionageabsichten gemacht habe. 13 gen, Theatcraufführungen, ein Totengeleit und eine Bestattung gehörten zu den besonderen Anlässen, die den Lageralltag aus seiner Monotonie hcr-aushoben; Anlaß genug für Sasse, diese S/enanen einzufaiigen. bin Gesprächszirkel, wie er sich wohl in mehr oder weniger geregelten Abständen Wiederholte", der Zählappell am frühen Morgen, die Körperpflege im Freien und die verschiedenen Arbeitseinsätze einschließlich der Außenkommandos sind dagegen Situationen, die das I.agerleben von seiner alltäglichsten und normalsten Sette zeigen. Gerade diesen Serien haftet nichts Spektakuläres an. Sie sind spontan entstanden und, um es zu wiederholen, über jeglichen Spionageverdacht erhaben. Ilm so eher sind sie geeignet, einen Eindruck aus sowjetischen Kriegsgefangenenlagern der Jahre 1945 bis 1947 zu ve [*] Zank Stalingrad Kessel and Gefangenschaft.txt ~~ 48 places t die Vermutung, daß wir vielleicht nach Stalingrad gebracht werden könnten, um dort beim Wiederaufbau der Stadt eingesetzt zu werden. Hatten uns doch wiederholt Funktionäre des Nationalkomitees Freies Deutschland in den vergangenen Jahren einen derartigen Arbeitseinsatz in Stalingrad angedroht. Denn abgesehen davon, daß sie uns, soweit wir ihre politische Einstellung und Propaganda eindeutig ablehnten, als üble Faschisten beschimpften, waren sie darüber-hinaus eifrig bemüht gewesen, unsere Heimkehr nach dem Ende des Krieges als recht fragwürdig und unverdient zu proklamieren. Stattdessen käme nach ihrer Ansicht für uns eigentlich nur eine Wiedergutmachung durch den Wiederaufbau der von uns zerstörten Stadt an der Wolga in Betracht. Bei der Weiterfahrt von Kasan scheint die Fahrtrichtung, so weit wir das feststellen können, die Gerüchte bezüglich Stalingrad zunächst zu bekräftigen. Immerhin haben wir es als junge Soldaten bereits gelernt, die Himmelsrichtungen auch ohne Kompaß festzustellen. Inzwischen hat sich in der Kriegsgefangenschaft diese Fertigkeit durch jahrelange Erfahrung noch weiter verbessert. Darüberhinaus ist es ja auch notwendig geworden, ohne eine Uhr das Gefühl für die jeweilige Tageszeit zu entwickeln. Aus der Not geboren, hat sich dieses Zeitgefühl mit einer erstaunlichen Genauigkeit laufend verbessert. Das Leben, ohne eine Uhr gehört zu den Erscheinungen in der Kriegsgefangenschaft, über die man schon gar nicht mehr besonders nachdenkt. Unser nunmehr in allgemein südlicher Richtung verlaufender Transport endet nach einer mit mehrfachen Aufenthalten unterbrochenen Nachtfahrt zu unserer Überraschung bereits am folgenden Tag auf einem größeren Bahnhof. Wie in derartigen Fällen üblich, gibt es zunächst noch einiges Hin und Her, bis wir unseren Güterwagen verlassen und feststellen können, daß wir uns in Pensa befinden. 173 Pensa ist die Hauptstadt des gleichnamigen Gebietes der föderativen Sowjetrepublik und geht als ehemalige Festung auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Stadt liegt etwa auf der Hälfte der Strecke Moskau - Kuybischew. Noch kann ich natürlich bei der Ankunft in Pensa im Juni 1946 nicht ahnen, daß ich in diesem Gebiet und dem sich nach Osten anschließenden Gebiet Uljanow — etwa 700 Kilometer von Moskau entfernt — die kommenden Jahre bis zum Ende meiner Kriegsgefangenschaft 1949 verbringen werde. In diesem Raum werden nach unseren Beobachtungen Tausende deutscher Kriegsgefangene zum Straßenbau und damit zusammenhängenden Arbeiten — wie zum Beispiel in Steinbrüchen und zum Steineklopfen — eingesetzt. Es wird davon gesprochen, daß es sich hier um den Bau einer strategisch besonders wichtigen Straße von Moskau nach Kuibyschew, der größten Stadt im ostwärtigsten Wolga-Bogen, handelt. Kuibyschew — bis 1938 hieß diese Stadt »Samara« — war 1941 nach dem Vorstoß der deutschen Truppen bis kurz vor Moskau das Ausweichquartier der sowjetischen Stalin-Regierung. Welch eine Bedeutung einer derartigen Straße beizumessen ist, haben wir in den verkehrsmäßig meist recht wenig erschlossenen Gebieten Rußlands bereits ausreichend auf dem Vormarsch bis an die Wolga nach Stalingrad kennengelernt. In allen im Verlauf dieses Straßenbaus zwischen Pensa und Kuibyschew eingerichteten Arbeitslagern befinden sich kriegsgefangene deutsche Unteroffiziere und Mannschaften. Der Unterschied zwischen diesen beiden Dienstgradgruppen spielt überhaupt keine Rolle mehr. Es ist ja auch durchaus verständlich, wenn bei dem jahrelangen gemeinsamen Schicksal in den Kriegsgefangenenlagern und bei dem oft so harten Arbeitseinsatz militärische Rangunterschiede bei den Unteroffizieren und Mannschaften völlig unwichtig geworden sind. Im Gegensatz dazu besteht der Russe aber bei den Offizieren, die jetzt nach der Auflösung der Offizierslager, wie Jelabuga, bis einschließlich Hauptmann auf derartige Arbeitslager aufgeteilt werden, auf einer klaren Abgrenzung gegenüber den Unteroffizieren und Mannschaften. Einmal werden wir in sogenannten Offizier-Brigaden zusammengefaßt bei der Arbeit eingesetzt, und zum anderen erhalten wir in diesen Arbeitslagern eine besondere Offiziersverpflegung. Eine für die in der Sowjetunion propagierte soziali-stische-kommunistische neue Gesellschaftsordnung einfach unverständliche Regelung. Unsere immer wieder unternommenen Versuche, wie es in der deutschen Armee üblich und selbstverständlich ist, alles in einen Topf zu werfen und für alle eine gemeinsame Verpflegung auszugeben, bleiben stets erfolglos. Die Begründung für diese Maßnahme ist ein Befehl aus Moskau und der Hinweis darauf, daß es in der Roten Armee ebenso üblich sei, daß die sowjetischen Offiziere eine andere Verpflegung als die Unteroffiziere und Mannschaften erhalten. Dabei wird allerdings besonders betont, daß sich der Unterschied in der Verpflegung lediglich auf die Zusammensetzung im einzelnen bezieht. Nach dem Nähr- 174 Nach dem Eisenbahntransport von Kissner nördlich von Jelabuga im Juni 1946 über Kasan nach Pensa: Aufenthalt in den [*] Frankenberg.txt ~~ 46 places eitpunkt im Herbst 1943 gekommc r zu sein, an dem der Kampf zur Vernichtung der deutsche r Militärmacht in seine Endphase cintrat. Die Offensivvorstöße, die Ende 1943 gegen die lebenswichtiger-, Teile der Hitlerschen Kriegsmaschine vorgetragen wurden hielten wir für die entscheidende Voraussetzung der GroG offensiven des Jahres 1944. Das ließ sich auch ohne Kenntnis des sowjetischen Militärpotentials voraussehen, ein Argument mehr für die Berechtigung der Losung des Nationalkomitees.-„Geordneter Rückmarsch der Wehrmacht unter ihren Führern an die Reichsgrenzen, um mit der Sowjetunion noch vor Erreichen deutschen Bodens zu einem Waffenstillstand und zur Beendigung des Kriegszustandes zu kommen.“ Wenn das Ostheer zu diesem Schritt unter Führung der Heeresgruppen- und Armeechefs kommen würde, dann könnte viel von den zu erwartenden Zerstörungen eines Kampfes auf deutschem Boden abgewendet werden. 186 Das hervorstechendste Merkmal der im Herbst 1943 begonnenen Winteroffensive der Sowjetarmee waren die Operationen in der Ukraine. Sie hatten bereits am 6. November 1943 mit der Befreiung Kiews einen abschnittweisen Höhepunkt erreicht. Innerhalb der darauffolgenden Woche wurde die deutsche Wehrmacht bis zur Linie Fastow - Shitomir - Korostcn - Owrutsch zurückgeworfen. Trotz Zusammenfassung von acht Panzerdivisionen und einer Reihe von SS-Einheiten sowie der 2. Fallschirmjägerdivision hatte die deutsche Gegenoffensive weder militärische Durchschlagskraft noch einen operativen oder taktischen Erfolg. Es wurde ein vorübergehendes Zurückdrängen der Sowjetarmee auf begrenztem Abschnitt erreicht, aber der Kräfteverbrauch war so einschneidend, daß der Zeitgewinn in keinem Verhältnis zu den Verlusten stand und somit ein weiteres Entgegenstemmen, den kommenden sowjetischen Offensiven gegenüber, neuen Aderlaß und erzwungenen Rückzug bedeuten würde. Es war für das Oberkommando der Wehrmacht völlig ausgeschlossen, auf einer Angriffsbreite von 50 bis 60 Kilometern gegenüber einer 3000 Kilometer langen Front die militärische Initiative zurückzugewinnen. Die Schlacht von Kursk und Orjol im Juli 1943, der letzte ernsthafte Versuch zur Wiedergewinnung einer gewissen operativen Initiative, war gescheitert. Was im November 1943 geschah, war der Versuch, durch einen unzulänglichen Offensivschlag aus der Defensive heraus, unter Zusammenraffung letzter Reserven, die drohende Umfassung der Heeresgruppe Süd wenn nicht zu verhindern, so doch wenigstens zu verzögern. Als operatives Ziel dürfte dem Oberkommando der Wehrmacht bei dem eingesetzten Kräfteaufwand die Zurückeroberung von Kiew vorgeschwebt haben. Selbst wenn es gelungen wäre, den russischen Frontvorsprung westlich Kiew wieder zu beseitigen, wofür Feldmarschall von Manstein als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd alles, was ihm noch zur Verfügung stand und zum Eingreifen vom Westen herantransportiert werden konnte, einsetzte, selbst dann hätte ein Teilerfolg angesichts der Gesamtlage und der Belastung an anderen Kampfräumen wenig bedeutet. Manstein kam dem gesetzten Ziele nicht nennenswert näher. 187 Die neuen operativen Zielsetzungen Hitlers scheiterten genauso wie das Unternehmen „Zitadelle“. Mehr noch! Sie zogen Folgen nach sich, die am Ende noch ungünstigere operative Ausgangslagen zurückließen. Die Verpulverung der letzten Reserven ohne greifbare Ergebnisse ließ vor der Wehrmacht die kommende sowjetische Winteroffensive noch drohender und gefährlicher heraufziehen. Um so furchtbarer mußte der unvermeidliche Zusammenbruch der erschöpften deutschen Armeen werden. ,Am 22. November 1943 begannen die an der Soshlinie nördlich von Gomcl stehenden Sowjettruppen einen überraschend kommenden neuen Vorstoß gegen den einzigen Abschnitt am oberen Dneprlauf, an dem die deutschen Truppen noch östlich des Flusses standen. Im ersten Ansturm überwanden die russischen Sturmtrupps, deren Zusammenziehung dem deutschen Abschnittskommando verborgen blieb, nicht nur das stellenweise bis zu 2 Kilometer breite Bett des Sosh und seines Nebenflusses Pronja, sondern auch die aus fünf Grabenlinien bestehenden deutschen Stellungen an seinem Westufer ... Als wichtigste Folge dieses neuen Durchbruchs zog sich der Ring der Sowjettruppen um Gomel noch mehr zusammen, das bekanntlich auch schon von der Verbindung nach Westen abgeschnitten und nur noch über die Eisenbahnlinie von Bobruisk zu erreichen war. Am 26. November schoß man in Moskau, anläßlich der Befreiung einer weiteren Gebietshauptstadt - Gomel -einen Ehrensalut... Westlich von Retschiza erreichten und unterbrachen die Sowjettruppen am 25. November die Bahnlinie Shlobin - Mosyr bei den Stationen Sherd und Ostankowitschi, das heißt, sie stehen nun schon 60 Kilometer nordwestlich von Retschiza und bedrohen auch an dieser Stelle die Beresinalinie vom Rücken her. Weitere Kernpunkte des russischen Vormarsches in diesem Gebiet sind die am 24. November besetzte Kreisstadt Choiniki (60 Kilometer westlich Lojew) und Dernowitschi (80 Kilometer südwestlich Loj [*] DiboldArztinStalingrad5.txt ~~ 46 places ow und ()berarzt in Branden bürg. Bis 1972 niedergelassener Chirurg und D Arzt in Düsseldorf, wo er heute in einem Seniorenheim lebt. (Interview in seiner Wohnung am 29.3.2003). x Dr Fmst Fasan, geh 12.8.1926 in Wien; nach dem Dienst als LiiftwalTenheller und Arbeitsdienst ah 1944 Wehrdienst bei der Heeresllak. Geriet am 5.5 1945 als Unteroffizier in Prag in Sowjet, (kdangcnschaft; Heimkehr am 25 10.1945. .lurastudium in Wien, verschiedene lätie keilen; Direktor h.c. des Internationalen Instituts für Wehraumrechl; zahlreiche Publikationen Prof Alexander Blank, nach Geschichtsstudium seit 1943 leutnant der Roten Armee. Polit Offizier, während des 2 Weltkriegs mit der Arbeit in deutschen Kriegsgefangenenlagern beauftragt. arbeitete bis 1944 als Dolmetscher, unter anderem mit Gencralfeldmarschall Friedrich Paulus im Offizierslager Krasnogorsk. Voi'woti des Herausgebers gehört, und doch haben sie uns getröstet. Vielleicht ist das der einzige gute Gedanke an diese Zeil“. Hans Dibolds Werk in vielfachem Sinne was er als Arzl. Heller. Ereund und Künstler in Stalingrad und danach in Kameschkowo vollbracht und was er als Bekenntnis in seinem Buch niedergelegt hat - aber wird weiterleben als das wahre Vermächtnis der Soldaten des Zweiten Weltkrieges, das nach seiner Meinung ..nur Brieden heißen kann“. 1072 veröffentlichte er in der ..Kronen-Zeilung“ eine zutiefst berührende Schilderung unter dem Titel ..Weihnachten vor dreißig Jahren in Stalingrad." Sic schließt: ..laue Generation beginnt sich abzumelden. Sie war mit Unheil beladen von Kind auf. Ian Stern ist ihr geblieben jener, der Menschen vorausgeht, wenn sie den f rieden suchen." I.eider hat der Autor in seinem Buch die meisten Namen verändert wiedergegeben. Das war 1949 wohl noch notig, weil mehrere der Genannten sich noch in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befanden oder in den sowjetischen Besatzungszonen Deutschlands und Österreichs lebten und nicht gefährdet werden durften. Da diese Gründe heute keine Rolle mehr spielen, luüte ich keine Bedenken, die richtigen Namen zu verwenden, Es gelang mir bei einigen, jedoch nicht allen, die Identität auizudecken. zumal einige der Betreffenden selbst Artikel über ihre Erlebnisse veröffentlicht hatten. Soweit bekannt, werde ich die Namen in den l ußnoten unter Belassung des ursprünglichen Textes mit biogralischen Daten richtig stellen. Dazu lüge ich Einleitungen zu den entsprechenden Kapiteln bei. um den historischen Hintergrund zu erläutern und das Werk somit als Beitrag zur Erschließung der Geschichte des Sanilätswcsens der Wehrmacht hcranzuziehen. Es ist das erste Buch einer geplanten Reihe ..Ärzte in Stalingrad". Den Epilog habe ich an den Schluß des ersten Teils über Stalingrad gestellt und Dibolds Kapitel über Kameschkowo weil es sich biet um einen Wechsel ries Schauplatzes handelt an den Anlang ries zweiten Teils dieses Buches gesetzt. Ein die Mithilfe bei der Suche nach Beiträgen und Unterlagen bedanke ich mich bei allen Milwirkciulen. insbesondere den Söhnen \on Dr. Hans Dibold. Herrn Dr. Andreas Dibold in Eullenberg und Herrn l’rof. Hans Dibold in Wien; ferner den Herren Dr. Erwin Brenneke aus Düsseldorf. Julius Engel aus Neulährn für die Briefe von Dr. l.ossie. Dr. Ernst Kasan für seine Erinnerungen. Dr. Herbert I risch aus Moers für die Eotos aus Kameschkowo. Marlin Kade aus Gießen für sein Typoskript. Dr. Bernhard Weber für die Aufzeichnungen seines Vaters Sepp Weber1". Iritz Wiltmann für die Erlaubnis zum Abdruck kurzer Kapitel aus seinem Büchlein ..Rose für Tamara". Dr. Heinrich Zillessen aus Berlin für Hinweise auldie Pseudonyme, rlem Pahl-Rugenslein Verlag für die Genehmigung zur auszugsweisen Ver- Sepp Weber: geb 5 11 I'M>7 m I .uilw igsburg. \erst 20.419X2 in Vierkneben 13 öffentliclmng von Alexander Blanks Ausarbeitung und nicht zuletzt den Mitarbeitern des Suchdienstes des DRK in München und Düsseldorf für Iiinbiicke in Riickkehrerkarteien und Vennisstenlislen. Darüber hinaus hin ich allen noch lebenden Zeitzeugen und den Familienangehörigen dankbar für Hinweise und biografische Daten. Leider konnten nicht zu allen Namen Fußnoten mit entsprechenden biogno fischen Namen eingelügt werden, weil es dem Herausgeber nicht gelang, die Familien zu finden. Buch I Apokalypse Stalingrad. DEN MÜTTERN nil-SILS BUCH IST ALS ANTWORT AU1' VIELE TRAGEN GESCHRIEBEN UNI) DEN MUI ’TERN DLR SOLDATEN VON STALINGRAD GEWIDMET. EREILICH. LAST ALLE AUSKÜNFTE. DIE HEIMGEKEHRTE GEBEN KÖNNEN. SIND UNBESTIMMT. BITTER. HAR I UND KARG. IN WOR TE GEKLEIDET. DIE HERZLOS KLINGEN. WEIL SIE gerade: aus dem herzen kommen und keine EINLEITUNG HABEN. ABER SIE. WE.RDEN. HOLTE ICH. DOCH EIN TROST SEIN. WEIL SIE WAHR SIND. SIE SOLLEN WEDER KLAGEN NOCH ANKLAGEN, NICHT ÜBER STAATS ODER KRIEGSKUNST URTEILEN. IN DIESEN BLÄTTERN WIRD VON MENSCHEN ERZÄHL T. DIE GEI U TEN UND GEHOLTE HABEN. Wil: SO VIELE: IN DIESER ZEII . UND DEREN ALLER LEID DOCH NICH T UMSONS T WAR. A. (iontscluira A. Gontschara Einleitung des Herausgebers Hans Dibold gehörte zu [*] MuellerIchFand.txt ~~ 46 places erster Präsident das Land wirtschaftlich unabhängig zu machen suchte und eine Politik der Neutralität und freundschaftlichen Beziehungen zu allen Staaten, besonders den Nachbarländern, betrieb. Seit August 1915 stellten die Engländer an der Dardanellenfront jede Aktivität ein, das heißt, sie setzten den normalen Stellungskrieg fort, wobei sich ihre materielle Überlegenheit, vor allem an Artillerie und Artilleriemunition, und die gelegentliche Einwirkung ihrer Schiffsarlillerie natürlich sehr zuungunsten der Türken auswirkten. Bei der Südgruppe, wohin ich wieder zurückgekehrt war, sah man britische Soldaten hinter der Front Fußball spielen. Aber die türkische Artillerie konnte nicht schießen, weil sie die wenige Munition für den Fall größerer Kampfhandlungen sparen mußte. Die Ausfälle des deutschen Pionierkommandos durch Krankheit und Verluste wuchsen langsam, aber stetig. Ich selbst wurde Anfang November 1915 durch eine englische Handgranate verwundet und lag vier Wochen in einem türkischen Lazarett, da ich nicht nach Cospoli zurück wollte. In der Nacht vom 19. zum 20. Dezember 1915 zogen die Engländer ihre Truppen vor der Nordgruppe und in der Nacht vom 8. zum 9. Januar 191(5 vor der Südgruppe ab, um die im Verlauf des Feldzuges gegen Serbien entstandene wichtige Front um Saloniki zu stärken. Schon damals war unter den deutschen Offizieren auf Gallipoli davon die Rede, daß die Engländer die Russen ja schön sitzengelassen hätten, denn der ganze Zweck des Dardanellenfeldzuges sollte die Herstellung einer ständigen Seeverbindung zur Unterstützung der russischen Kriegführung sein. Es war ein angenehmes Gefühl, als am 9. Januar 1916 die Engländer aus Gallipoli verschwanden, als der Krieg — wenn auch nur auf einem kleinen Kriegsschauplatz — beendet war. Manchen beschlich der Wunschlraum: Wenn doch eines nicht so fernen schönen Tages der ganze Krieg so zu Ende ginge! Inzwischen war in Mesopotamien, im späteren Irak, eine ge 133 fährliche Kriegslage entstanden. Englische Einheiten, vornehmlich aus Indern bestehend, waren vom Persischen Golf aus den Tigris aufwärts Richtung Bagdad vorgestoßen. Bei Kut-el-Amara, etwa 200 Kilometer südlich Bagdad waren rund 12 000 Mann von türkischen Truppen eingeschlossen worden. Mit einer baldigen Verstärkung der britischen Kräfte und somit einer erneuten Gefahr für Bagdad mußte gerechnet werden. Ende Februar 1916 wurde daher befohlen, das deutsche Pionierkommando nach Bagdad in Marsch zu setzen. Bis zum Eintreffen in Bagdad vergingen einige Monate. Es waren noch in Cospoli umfangreiche Vorbereitungen für die Verwendung im subtropischen Mesopotamien notwendig. Während wir nach Gallipoli ohne große Einweisung in die dortigen Verhältnisse entsandt worden waren, gab es für die Tätigkeit im Irak eine militärgeographische Unterrichtung, die die Kartographische Abteilung des Stellvertretenden Generalstabs des Feldheeres ausgearbeitet hatte. Sie enthielt in informatorischer Form Hinweise über Grenzen und Größe von Mesopotamien, klimatische Verhältnisse, geologischen Aufbau und Bodenschätze des Landes, vor allem über die Vorkommen von Erdöl und Asphalt (mit dem Zusatz, man glaube an eine gewaltige Zukunft dieses großen Erdölgebiets), über die aus den verschiedensten Nationalitäten bunt zusammengesetzte Bevölkerung, die in ihrer Masse aus Arabern bestand, über die Besiedlung (3 Menschen auf einen Quadratkilometer, im Gegensatz zu Deutschland mit durchschnittlich 120 Menschen je Quadratkilometer), über den Einfluß Angehöriger fremder Staaten, besonders Englands und Frankreichs, durch Missionen, Konzerne und Konsulate, über die dort herrschenden Krankheiten, wie Pest, Cholera, Typhus, Malaria, Beulengeschwüre und dergleichen, und über die Verkehrs- und Wegeverhältnisse. Der Transport über 2000 Kilometer Entfernung brachte viele Verzögerungen, denn die Bagdadbahn war erst in Bruchstücken fertig. Die ersten großen Aufenthalte entstanden bei der Überwindung der Gebirgszüge des Taurus und Amanus im Landmarsch auf Straßen, die sich zum Teil erst im Bau befanden. 134 Dadurch war aber mehr von berühmten historischen Gegenden und Stätten zu sehen. Der Landmarsch über den Taurus führte durch die Kilikische Pforte, durch die im Altertum und Mittelalter viele Heere gezogen waren, im frühen Mittelalter auch Kreuzzüge. Wir sahen das kleine, gut übersehbare Schlachtfeld von Issus, wo Alexander der Große im Jahre 333 vor unserer Zeitrechnung den weit überlegenen Perserkönig Darius vernichtend geschlagen hatte. Wir überquerten den Fluß Saleph, in dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem 3. Kreuzzug ertrunken war. Insgesamt gesehen, war es ein beschwerlicher Weg zu unserem neuen Wirkungsfeld im Irak. Wir erkannten natürlich niclit, daß wir in der Türkei für die Interessen der Deutschen Bank an der Bagdadbahn kämpften, sondern vermeinten, dies zum Wohle ganz Deutschlands zu tun. Auch an dem oben erwähnten einfachen Satz über Mesopotamien, man glaube an eine gewaltige Zukunft des großen Erdölgebiets, nahmen w